Mit dem Bau dieses neuen Leitungsnetzes wurde 2018 begonnen. Der finale Trassenabschnitt, der schon zu großen Teilen in Betrieb befindlichen Nord-Süd-Trasse startet noch in diesem Jahr und dauert voraussichtlich bis Mitte 2024. Dann wird die gesamte 83 km lange, unterirdische Nord-Süd-Trasse die wichtigsten Knotenpunkte der regionalen Energie- und Wasserversorgung im Projektgebiet zwischen der NRW-Landesgrenze und dem Raum Trier verbinden. Mit dem Bau eines neuen Wasserwerkes und eines neuen Hochbehälters sollen die wichtigen Hochbaumaßnahmen bis Ende 2024 fertiggestellt sein.
Hier verlegen die Landwerke Eifel (LWE) und ihre Projektpartner je nach Bedarf Trinkwasser-, Glasfaser- sowie Gasleitungen. Der Vorteil dieser gemeinsamen Verbundgrabentrasse liegt auf der Hand: Das gleichzeitige Verlegen mehrerer Leitungen spart Zeit und Geld.
Und es schafft eine leistungsfähige Infrastruktur. Dass dabei mit entstehende Glasfasernetz übernimmt die „neuronale Funktion“ des Verbundsystems und harmonisiert in Echtzeit Energieproduktion und -verbrauch. So gelingt die zentrale Prozesssteuerung sämtlicher dezentraler Erzeuger und Verbraucher. Zudem bietet dieses Glasfasernetz – quasi als Nebeneffekt – das Potenzial zur Versorgung von Gemeinden und Gewerbegebieten mit Breitband. Für die LWE auch ein wirtschaftlicher Impuls für die gesamte Region.
Die Landwerke Eifel
An den Landwerken Eifel sind die Kommunalen Netze Eifel (KNE), der Eifelkreis Bitburg-Prüm, die Stadtwerke Bitburg, Speicher, die Südeifelwerke AöR, der Zweckverband Wasserwerk Trier-Land und der Zweckverband Wasserwerk Kylltal beteiligt. Die Ausführung des Projekts erfolgt maßgeblich durch die Kommunalen Netze Eifel AöR (KNE) in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Trier.
Bergab statt bergauf
Statt vieler einzelner Versorgungsgebiete schafft das Leitungssystem – ergänzt um eine rund 45 km lange Ost-West-Trasse, die u. a. sieben vorhandene Biogasanlagen verbindet, deren erzeugtes Rohbiogas am Flugplatz Bitburg zu Biomethan aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist werden – einen gemeinschaftlichen Trinkwasser-, Energie- und Daten-„Pool“. Unterschiedliche Bedarfe können so leicht ausgeglichen werden, Aufwand verteilt sich auf viele Schultern. Die Vernetzung unterschiedlicher Gewinnungsgebiete bietet die Chance, das Angebot von Talsperren- und Grundwasser im Projektraum dynamisch zu bewirtschaften und so klimabedingte Versorgungsengpässe auszugleichen.
Außerdem lässt sich der Energie-Einsatz deutlich reduzieren. Denn vereinfachend könnte man sagen, dass die Fließrichtung des Wassers im Verbundsystem umgedreht wird. Statt Trinkwasser wie bisher von Süd nach Nord zu pumpen – sozusagen dem Höhenprofil entsprechend bergauf –, nutzt das Projekt den natürlichen Geländeverlauf, um das Trinkwasser von Nord nach Süd fließen zu lassen, „bergab“.
Die Umkehr der Fließrichtung im Gesamtsystem soll rund eine Million Kilowattstunden pro Jahr einsparen. Durch den Einsatz von Turbinen im Trinkwassernetz lassen sich jährlich obendrein 500.000 Kilowattstunden im Rahmen dieses Projekts an grünem Strom erzeugen.
Photovoltaik und Batteriespeicher
Diesen Beitrag zu einem nachhaltigen Betrieb von Wasserwerks und Leitungsnetz betont Arndt Müller, Verwaltungsratsvorsitzender der Kommunalen Netze Eifel und Vorstand der Stadtwerke Trier. Beim Ministerinnenbesuch in Bettingen gab er zudem einen Ausblick: „Um den Energiebedarf der Anlage aus eigener Kraft zu decken, planen wir den Bau von Photovoltaikanlagen vor Ort. Außerdem möchten wir einen 400 kWh Batteriespeicher in Betrieb nehmen, um den selbst erzeugten Strom optimal zu nutzen.“
Anlass für ihren Besuch war der offizielle Startschuss für die Erweiterung des Wasserwerks. Nach dem Ausbau – geplant für 2024 – wird dessen Kapazität verfünffacht sein, angepasst an die Größe des gesamten Verbundsystems. Die Höhe der Investitionskosten des gesamten Regionalen Verbundsystems Westeifel insgesamt beziffert LWE auf 68 Millionen Euro, wozu das Land rund die Hälfte beisteuert. Mehrfach wurde das Projekt als für ganz Rheinland-Pfalz wegweisend ausgezeichnet.
Mit der Wasserzweckverband im Landkreis Birkenfeld existiert bereits eine Kooperationsvereinbarung: Im Rahmen dieser Zusammenarbeit soll geprüft werden, inwieweit die im Verbundprojekt Westeifel gewonnenen Erkenntnisse für eine klimaangepasste und zukunftsfähige Wasserversorgung auf die Region im Hunsrück übertragbar sind.
Der Wasserpakt
Das Großprojekt in der Westeifel diente auch als Vorbild für den „Wasserpakt“, den Umweltministerin Katrin Eder jüngst mit den kommunalen Spitzenverbänden und den Wasserversorgern geschlossen hat.
Das Ziel dieser gemeinsamen Anstrengung für eine resilientere Trinkwasserversorgung ist eine Verbindung der bestehenden Leitungsnetze. So soll auch in Notfällen oder langanhaltenden Dürrperioden überall im Land genug sauberes Trinkwasser aus den Hähnen fließen. Das Land hat für damit verbundene Investitionen ein Sonderförderprogramm mit 30 Millionen Euro Volumen aufgelegt.
Weitere Auskünfte: Helfried Welsch, Tel.: 0651 – 717-1600, helfried.welsch@swt.de.