Kommunen machen Klima
Ehrenamtlich die Welt ein bisschen besser machen
Gutes bewirken für das eigene Lebensumfeld, nah dran sein an konkreten Projekten und der Bürgerschaft. Das ist für viele Klimaschutzpatinnen und -paten ein wichtiger Teil ihrer Motivation. Aktiv sind sie im Rahmen des „Verbundprojekts KlikKS“, hierzulande betreut von der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Eine von ihnen ist Elisa Heilig. Die 37-jährige Verwaltungsfachwirtin ist seit März offiziell als ehrenamtliche Klimaschutzpatin für die Ortsgemeinde Elkenroth im Westerwald bestellt. Die knapp 1800 Einwohner zählende Gemeinde ist eine von bundesweit fast 200 Kommunen bzw. Ortsteilen, die sich bei KlikKS beteiligen. Die Idee: Ehrenamtliche Klimaschutzpat:innen können für ihre Heimatgemeinden oder Quartiere eigene Ideen einbringen, wie deren Zukunft gestaltet werden sollte. Und sie können Projekte entwickeln und umsetzen.
Dabei werden die Ehrenamtler durch die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt. Regelmäßige Information, Schulungen und Vernetzungsangebote gehören dazu. Die Regionalmanager:innen beraten zu Fördermitteln, helfen bei deren Beantragung und der Umsetzung vor Ort.
Blühstreifen oder Nahwärme
Die angestoßenen Projekte sind so verschiedenartig wie die Gegebenheiten vor Ort. „Häufig starten die Klimaschutzpat:innen zu Beginn mit ,Grünem‘“, weiß Henriette Konrad von der Energieagentur Rheinland-Pfalz zu berichten, „zum Beispiel Streuobstwiesenpflege, ein Waldlehrpfad oder das Anlegen von Blühstreifen als Insektenweide.“ Später entwickelten sich ihre Initiativen zunehmend in Richtung Infrastruktur: Beispiele sind etwa Bürgerbefragungen zu Nahwärmenetzen oder Sanierungsvorschläge für kommunale Gebäude.
Nicht selten entstehen sogar Ideen für größere Projekte, die aber im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben und vor allem mit den Wünschen der Menschen vor Ort angegangen werden sollen. Dafür hat das 1000-Seelen-Dorf Nievern an der Lahn um den Klimaschutzpaten Stefan Lenz herum eine mittlerweile fünfköpfige Energiekommission gegründet, um die Potenziale der Gemeinde bei Erneuerbaren Energien zu ermitteln und zu bewerten.
„Wir wollen das gründlich angehen und unsere Kräfte gezielt und effizient einsetzen, gleichzeitig aber auch die Bürgerinnen und Bürger nicht überfordern“, sagt Ortsbürgermeister Lutz Zaun. Windkraft, Freiflächen-Photovoltaik, Biogas – einen „Energiemix auf dem Hühnerberg“ können sich Klimaschutzpate und Gemeinderat in Nievern gut vorstellen. Stefan Lenz sieht seine Rolle dabei als Mittler zwischen Rat und Bürgerschaft. Er macht das aus eigenem Antrieb – und weil es für ihn „als Familienvater einfach ein wichtiges Thema ist, besonders für die zukünftigen Generationen“.
Jeder kann etwas beitragen
Die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern ist auch für Patin Elisa Heilig ein wichtiger Aspekt. „Es lässt sich gut zeigen, dass jeder etwas tun, selbst etwas beitragen kann – Kleinvieh macht auch Mist“, sagt sie bescheiden. In ihrem Wohnort Elkenroth herrsche „ein schönes Geben und Nehmen. Bürgermeister und Gemeinderat ziehen mit, ich bekomme sehr positives Feedback.“
Viele Ideen hat die Klimaschutzpatin während der wenigen Monate in Funktion bereits eingebracht: von LED-Leuchten fürs Bürgerhaus über die Aktion „Gelbes Band“ (mit ihr wird Obst, das von den Eigentümern nicht abgeerntet wird, für die Allgemeinheit freigegeben) bis hin zur Erweiterung eines vorhandenen Nahwärmenetzes.
Vorschläge zur ökologischen Aufwertung einer vorhandenen Grünfläche erarbeiten Studierende der TH Bingen den Winter über, angeregt über das Projekt. Gemeinsam mit dem Klimaschutzmanager der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain und dem Ortsbürgermeister hat Elisa Heilig Punkte identifiziert für E-Auto-Ladesäulen – selbstverständlich geeignet für Photovoltaik-Speisung von oben.
Multiplikatoren einbinden
In der Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Klimaschutzmanagern sieht Nils Krüger von der Projektsteuerung bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz einen wichtigen Faktor für erfolgreiche Einzelprojekte: „Die Klimaschutzmanager unterstützen zum einen bei der Akquise von Paten, die engere Anbindung der ehrenamtlichen an hauptamtliche Akteure sorgt zum anderen für ,Bodennähe‘ vor Ort, bindet Multiplikatoren über Vereine, Institutionen bis zu Initiativen ein. Vertrauen ist wichtig!“
Das Vertrauen gründet auf positiven Erfahrungen. Aus dem Vorgänger-Projekt „KlikK aktiv“, von 2019 bis 2022 in drei rheinland-pfälzischen Pilot-Regionen angeboten und mit dem renommierten internationalen Preis „Climate Star“ ausgezeichnet, sind bis heute Gemeinden dabeigeblieben. Der Ort Carlsberg (Landkreis Bad Dürkheim, 3487 Einwohner) beispielsweise startete als Pionierkommune im Herbst 2019.
Zum Auftakt luden die Carlsberger Klimaschutzpat:innen zu einer ersten Zukunftswerkstatt ein, als Ideen-Pool. Viele Maßnahmen wurden von ihnen in Carlsberg angestoßen: unter anderem die Umrüstung der letzten ca. 90 Straßenlampen auf energiesparende LED-Technik, ein Kochbus für die Vorschulkinder der beiden Kindergärten der Initiative „Rheinland-Pfalz isst besser“, ein Mehrgenerationengarten (1. Sieger bei „Deutschland summt“ 2020 im Bereich kommunalen Flächen), Pflanzung einer Klimalinde.
Eine stolze Bilanz
Für das nun bundesweit laufende Projekt KlikKS lassen sich die Auswirkungen auf die Klimabilanz naturgemäß noch nicht ermitteln. Im Rahmen des Vorgänger-Projekts KlikK aktiv haben 44 ehrenamtliche Klimaschutzpaten in 37 Kommunen 178 Maßnahmen in ihren Kommunen umgesetzt. Dr. Tobias Büttner, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, bilanziert, was mit einer Idee aus seinem Haus erreicht wurde: „Die mit den Einzelmaßnahmen erreichte CO2-Minderung wird auf 15.000 Tonnen pro Jahr geschätzt – das ist ein tolles Ergebnis! Und außerdem wurden rund 20 Millionen Euro an Investitionen angestoßen, das stärkt die regionale Wertschöpfung und die Strukturentwicklung.“
Von „Kleinvieh“ hat Elisa Heilig gesprochen. Diese Summen stehen dagegen. Und wenn auch häufige Termine in Abendstunden die persönliche Belastung der Klimaschutzpat:innen erhöhen: Für das Ziel, die Welt ein bisschen besser zu machen, „lohnt es sich allemal. Wenn wir alle ein bisschen tun, dann können wir es gemeinsam schaffen“, sagt sie.