Seit 300 Jahren steht der Wald in Deutschland für ein nachhaltiges Ökosystem, aus dem nicht mehr Holzprodukte entnommen werden, wie im gleichen Zeitraum nachwachsen. Die Gleichwertigkeit zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen sind Markenkern unserer Waldbewirtschaftung. Heute ist der Wald bedeutsam als CO2-Speicher und Kühlaggregat für ganze Landschaften, als Lebensraum für zehntausende Tier- und Pflanzenarten, als Grundwasserspeicher und Wasserfilter, als Rohstofflieferant und Arbeitsplatz, als wichtiger Teil der kommunalen Haushaltssicherung im ländlichen Raum sowie als Ort der Erholung und Gesundheitsvorsorge. Das Ganze wird allerdings nur funktionieren, wenn wir den Wald umbauen und ertüchtigen, damit er den Klimaveränderungen und den Schadensereignissen, wie dem Borkenkäferbefall, standhalten kann.
Hitze, Dürre und Sturmereignisse führen zu großen Kahlflächen. Rund 25 Prozent der bundesweiten Waldfläche sind in den letzten 4 bis 5 Jahren davon betroffen. Damit werden die Waldbesitzenden erheblich unter ökonomischen Druck gesetzt. Die teilweise geäußerte These, man müsse den Wald nur sich selbst überlassen und alles wird gut, ist nicht tragfähig. Ohne eine wirtschaftliche Nutzung, die auch Erträge abwirft, schrumpfen die finanziellen Möglichkeiten, um den klimaresistenten Waldumbau voranzutreiben. Dabei liegt eine besondere Herausforderung darin, dass sich für die Waldbesitzenden Investitionen erst nach Generationen refinanzieren.
Staat und Gesellschaft sind gefordert, die Waldbesitzenden durch geeignete Förderinstrumente zu unterstützen. Der deutsche Wald speichert rund 14 Prozent (Rheinland-Pfalz: 25 Prozent) der Treibhausgasemissionen. Die Emittenten füllen dafür den Energie- und Klimafonds (EKF). Dazu trägt jeder von uns auch seinen Anteil über die CO2-Abgabe von zurzeit 30 Euro/T CO2 bei. Die Bundesregierung plant noch für dieses Jahr 200 Mio. Euro und in den Folgejahren bis 2026 weitere 700 Mio. Euro aus dem EKF an Waldbesitzende auszuzahlen, die beim Waldmanagement bestimmte übergesetzliche Standards erfüllen. Unter anderem sollen 5 Prozent der Waldfläche über 20 Jahre nicht genutzt werden, wenn der Waldbesitz größer als 100 Hektar ist. Ab dem Jahr 2023 ist eine Extensivierung alter Laubholzbestände mit dem Ziel vorgesehen, diese mindestens 20 Jahre aus der Nutzung zu nehmen. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass die in Aussicht gestellten Fördersummen den Ernteverzicht tatsächlich ausgleichen und damit der nötige finanzielle Spielraum für dringend erforderliche Investitionen entsteht.
Die längste Speicherung von CO2 im Holz erfolgt, wenn hiebsreife Bäume genutzt werden und das Holz dann als klimaneutrales Substitut beim Bauen verwendet wird. Bedauerlicherweise hat die Landesregierung im Gegensatz zu Bayern und Baden-Württemberg bis heute kein wirksames Förderprogramm für das Bauen mit Holz entwickelt. Hier besteht politischer Handlungsbedarf.
Wir müssen alles dafür tun, dass der Klimaretter Wald nicht (noch stärker) zum Patienten wird und sollten die Bedeutung des Waldes viel deutlicher in der politischen Auseinandersetzung über den richtigen Weg beim Klimaschutz hervorheben.
GStB-Kommentar aus Gemeinde und Stadt 8/2022
Dr. Karl-Heinz Frieden
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Gemeinde- und Städtebundes