Und dennoch hat sich der Fokus verschoben. Die Flutkatastrophe, die insbesondere den Norden unseres Landes ereilt hat, lässt alle anderen Probleme, denen wir uns zu widmen haben, gering erscheinen.
Ich will Ihnen gestehen, dass ich zwar nicht sprachlos bin, dass es mir aber nur schwer gelingen will, meine Gedanken aufs Papier zu bringen. Dieser Bericht wird deswegen kein Bericht im herkömmlichen Sinne sein, sondern er soll Mitgefühl, Dankbarkeit und Anerkennung sowie einen Appell zum Ausdruck bringen.
Der Verlust von weit über 100 Menschenleben durch ein einziges Unwetterereignis erschien uns bis vor wenigen Wochen undenkbar. Natürlich hat dies insbesondere deren Familien und Freunde getroffen. Aber auch die Gemeinden haben den Verlust von Menschen zu betrauern, die sich für ihre Heimat engagiert haben, die Teil des Gemeinwesens waren. Ich scheue davor zurück, dieses Mitgefühl in Worte zu fassen, denn sie fehlen, die Worte.
Und dennoch ist da auch ein Gefühl der Dankbarkeit und der Anerkennung. Dieses unglaubliche Maß an Hilfsbereitschaft, an Solidarität, das fast unmittelbar nach der Katastrophe deutlich wurde, zeigt aus meiner Sicht, dass unser Gemeinwesen entgegen oft geäußerter Vermutung funktioniert und dass wir in der Not zusammenstehen. Rettungs- und Hilfsorganisationen, Nachbarn und Freunde, die kommunale Familie über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus, Firmen, Handwerker, sie alle und noch viele andere mehr haben Unfassbares geleistet und tun dies noch immer.
Und natürlich sind die zugesagten 30 Mrd. € für den Wiederaufbau für die betroffenen Gebiete in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen ein enormes Signal der Solidarität des Bundes und der nicht betroffenen Länder.
Sicherlich hat das Zusammentreffen einer Vielzahl von Faktoren zu diesem gewaltigen Ausmaß der Ereignisse geführt. Aber die Gefahr der Wiederholung einer vergleichbaren Situation wird von Fachleuten immer wieder betont. Wir werden also nicht umhinkommen, unsere Alarmierungssysteme und -wege auf den Prüfstand zu stellen und ggf. nachzujustieren. Und wir werden uns verstärkt der Frage zuwenden müssen, wie wir Vorsorge treffen und was wir ändern müssen. Dazu gehören sicher der weitere Ausbau von Retentionsräumen, eine Änderung der Bauplanung, die Akzeptanz, dass nicht alles gemacht werden sollte, was machbar erscheint und – sehr allgemein – die Einbeziehung klimaschutzrelevanter Aspekte in unsere Dorf- und Städteplanung.
All das schreibt sich zwar nicht einfach, aber noch viel schwerer wird es sein, es umzusetzen. Dass uns allen das gelingen möge, hoffe ich sehr.
Das Thema wird uns noch lange begleiten, ich hoffe aber nach und nach auch wieder auf "normale" Berichte.
Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund.
Ihr Ralph Spiegler
GStB-Bericht aus Gemeinde und Stadt 08/2021