Die ersten bekannten Siedlungsspuren stammen aus der frühen Keltenzeit. Forscher haben auf heutigem Grünebacher Gebiet Verhüttungsplätze gefunden, die aus dem 6./5. Jahrhundert v. Chr. stammen. Bis zu einer ersten urkundlichen Erwähnung sollte es aber noch 1000 Jahre dauern: Im Saynischen Mannbuch von 1475 ist der Name Gronenbach niedergeschrieben. Gut 500 Einwohner zählt das im Kreis Altenkirchen gelegene Dorf heute. In den 1990ern wurde kurzzeitig die 600er-Marke geknackt. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Ort in Richtung der – für die Region typischen – bewaldeten Hänge erweitert.
Bis in die 1960er gab es im Dorf eine eigene Volksschule. Eisenverhüttung seit dem 15. Jahrhundert Die Bedeutung Grünebachs für die nähere Umgebung liegt vor allem in der Eisenverhüttung begründet. Eine „neue“ Grünebacher Hütte (an der Heller) wurde 1738 erbaut, welchen Datums die alte Hütte (an der Daade) ist, ließ sich bislang nicht klären, vermutlich stammt sie aus dem 15. Jahrhundert. 1963 wurde am Hochofen der letzte Abstich gemacht. Seitdem kam es nicht wieder zu einer bedeutenden Industrieansiedelung von Dauer. Nun soll auf einem Teilstück des Hüttengeländes allerdings ein Solarpark entstehen. Die Ortsgemeinde hat dafür jüngst die nötigen Grundstücke erworben.
Aufgrund der Hütte, in der ab 1912 „Kalterblasenes Siegerländer Spezialroheisen“ hergestellt wurde, lässt sich Grünebach wirtschaftsgeschichtlich dem Siegerland zuordnen. Dazu zählt auch die dafür typische genossenschaftlich organisierte Form der Waldbewirtschaftung, der sogenannte Hauberg. Viele Grünebacher würden sich wohl aber eher als Westerwälder
bezeichnen, auch wenn dazu weder die Topographie des Ortes noch die naturräumliche Definition des Westerwalds passen.
Von übergeordneter Bedeutung für das gesamte Hellertal war der Bau der Deutz-Gießener Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts, deren Strecke eben auch durch Grünebach führte. Mit der Erschließung weiterer Bahnstrecken und dem Niedergang des Siegerländer Erzbergbaus verlor die Trasse im 20. Jahrhundert aber mehr und mehr an Bedeutung. Heute verkehrt hier die Hellertalbahn im Halbstundentakt, Frachtverkehr gibt es nur noch selten.
In Gummistiefeln an der Theke Zentral für das Dorf ist die Heller, in ihrem Verlauf durch Grünebach teilweise begradigt. Ein Wehr, das den damaligen Hüttengraben speiste, ist mittlerweile abgerissen, das Bachbett in diesem Bereich renaturiert
worden. Immer wieder tritt die Heller über ihre Ufer. Dabei ist das Jahr 1984 vielen Grünebachern in Erinnerung geblieben.
Am 7. Februar war das halbe Unterdorf unter Wasser. Einige Hartgesottene standen dereinst in Gummistiefeln an der Theke der Dorfgaststätte.Die ist heute mehr denn je gesellschaftlicher Mittelpunkt des Dorfes. In den Neunziger Jahren kaufte die Ortsgemeinde das Gebäude und agiert seitdem als Verpächterin – und konnte damit zumindest punktuell dem grassierenden Kneipensterben entgegenwirken.
Für das kulturelle Leben im Dorf zeichnen die Ortsvereine verantwortlich, etwa der Männergesangverein, der 1879 aus der Taufe gehoben wurde und noch immer in jedem Sommer sein Waldfest veranstaltet. Ebenso zum Dorfleben trägt der Motorclub bei. Höhepunkt in dessen Vereinsleben ist das unregelmäßig, aber dafür ebenso als Volksfest ausgetragene Seifenkistenrennen mitten durch den Ort. Ebenfalls ein Publikumsmagnet war stets das Kegelturnier der „Knallköppe“, das
unter freiem Himmel am Sportplatz ausgetragen wurde. Zur Vereinsfamilie gehören außerdem: die Theaterfrauen, der 1. FC Grünebach, die Kolpingfamilie, die Freiwillige Feuerwehr und der Dorf-Förderverein „Wir für Grünebach“, erst vor einigen Jahren gegründet.
Alle gemeinsam veranstalten jedes Jahr kurz vor Heiligabend das beliebte „Weihnachtsmärktchen“. Einen festen Platz
im Jahreskalender haben ebenfalls das Martinsfeuer und das Osterfeuer. In dessen Vorfeld hat sich eine alte Tradition wieder etabliert: das Klappern.Weil von Gründonnerstag bis Karsamstag die Dorfglocke schweigt, sorgen zumeist Kinder morgens, mittags und abends für die akustische Untermalung mittels Holzklappern.
Glockenturm als neues Wahrzeichen Grünebach hat nicht nur einige eigene Wanderwege ausgezeichnet, auch der Europäische Fernwanderweg E1, der Druidensteig und der Heller-Höhenweg verlaufen über Grünebacher Gebiet. 2015 wurde ein Glockenturm errichtet. Für die Dorfglocke, die bis dahin auf einem Wohnhaus montiert war, wurde bereits 1749 vom Amt Freusburg ein Glockenbrief besiegelt. Als 2007 ein Dorfwappen beschlossen wurde, hielt ihre Darstellung prominent Einzug
in das Hoheitszeichen.
Erst vor zehn Jahren hat Grünebach Nachwuchs bekommen, einen berühmten Sohn der Gemeinde. Nachforschungen hatten ergeben, dass Édouard Baldus, Pionier der Fotografie, 1813 als Eduard in Grünebach geboren worden ist, wenngleich
er vor allem in der französischen Hauptstadt gewirkt hat. Er gilt als Wegbereiter der Architekturfotografie, das Metropolitan Museum of Art in New York widmete seinem Schaffen 1994 eine eigene Ausstellung.
Für Originalfotos werden horrende Preise gezahlt. Mit seiner Auswanderung ist Baldus unter den Einheimischen aber bis heute eher ein Exot geblieben. Denn für die allermeisten gilt aus voller Überzeugung: lieber Grünebach als Paris.
Weitere Informationen: www.gruenebach.de
Beitrag aus Gemeinde und Stadt 08/2020