Verbandsgemeinde Betzdorf: An Betzdorf geht kein Weg vorbei*



Betzdorf selbst wurde urkundlich erstmals 1236 erwähnt, die Ortsgemeinden Scheuerfeld und Wallmenroth bereits 913. Das schnelle Wachstum führte 1886 zur Gründung einer eigenen “Bürgermeisterei” und binnen zweier Generationen wuchs der Ort zur Kleinstadt heran. 1953 wurden Betzdorf die Stadtrechte verliehen. Seit vielen Jahren pflegt Betzdorf Städtepartnerschaften mit Decize (Frankreich) und Ross-on-Wye (England) sowie seit letztem Jahr mit der türkischen Stadt Denizli.

Als Mittelzentrum verfügt der Standort Betzdorf über Einrichtungen der allgemeinen und beruflichen Aus- und Weiterbildung, wie Gymnasium, zwei Realschulen, vier Grundschulen (z. T. mit Ganztagsangebot), Duale Oberschule (mit Ganztagsangebot), Berufsbildende Schulen mit dem gymnasialen Zweig Berufsoberschule, Berufsbildungszentrum und Erwachsenenbildungseinrichtungen, Kindergärten, Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitsbereich, Fachärzte, Altenzentrum sowie größere Anlagen im Bereich von Freizeit und Sport. Ein überzeugendes kulturelles Angebot, mit der Stadthalle Betzdorf als Veranstaltungszentrum für einen weiten Umkreis, spricht viele Besucher an. Darüber hinaus sind weitere Dienstleistungseinrichtungen wie zahlreiche Behörden, Gericht oder Banken, spezialisierte Handwerksbetriebe und städtebaulich integrierte Einkaufszentren vorhanden.

Die exponierte Lage des Mittelzentrums Betzdorf im Dreiländereck und seine besondere Stellung in der Region wird auch dadurch deutlich, dass Betzdorf seit dem Jahre 1994 Mitglied im Städtenetz “Lahn-Sieg-Dill” ist, dem neben Betzdorf 7 weitere Städte, und zwar von nordrhein-westfälischer Seite die Stadt Siegen und die hessischen Städte Marburg, Gießen, Wetzlar, Haiger, Herborn und Dillenburg angehören. Als Modellprojekt vom damaligen Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau ins Leben gerufen, kooperieren die 8 Kommunen auch nach Ablauf der Förderphase im Jahre 1997 auf freiwilliger Basis weiter eng miteinander mit dem Ziel, Synergieeffekte zu nutzen und die Region zwischen den Ballungsräumen Rhein-Main und Rhein-Ruhr vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Verkehr und Kultur besser zu positionieren.

Die Verwaltung hat sich die Weiterentwicklung von der Behörde zum modernen bürger- und kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen zum Ziel gesetzt. Hier war die Bündelung der publikumsintensiven Ressourcen zu einem Bürgerbüro ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Das Bürgerbüro ist kundenfreundlich an sechs Wochentagen insgesamt 52 Stunden geöffnet. Dienstleistungen wie z. B. die “Telefonzentrale” wurden mit Blick auf eine Steigerung der Qualität und einer gleichzeitigen Kostensenkung an private ortsansässige Unternehmen ausgelagert. Eine weitere Maßnahme ist die Umstrukturierung des städtischen Bauhofes in ein Unternehmen mit betriebswirtschaftlichen Strukturen. Dadurch konnten bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die der Verwaltung den Einstieg in das “Neue kommunale Finanzwesen” im Jahre 2007 erleichtern werden. Nicht zuletzt wird die Verwaltung dem Ruf als Dienstleistungsunternehmen auch aufgrund einer aktiven Wirtschaftsförderung gerecht.

Die verkehrliche Infrastruktur Betzdorf´s mit der strategisch günstigen Lage zwischen den Ballungszentren Rhein-Main und Rhein-Ruhr und den günstigen Anbindungen an das Straßen-, Schienen- und Luftverkehrsnetz, erfüllt alle Anforderungen in logistischer Hinsicht . International bekannte Unternehmen (z.B. Fa. Wolf-Garten und Fa. Schäfer-Shop, Deutschlands größter Büro- u. Werkstattausstatter) beliefern von hier aus die in- und ausländischen Märkte. Über die nahegelegenen Autobahnauffahrten A 45, A 4 sowie A 3, A 560 und A 48 ist das überregionale Straßenverkehrsnetz zu erreichen. Zur Verbesserung der innerörtlichen Verkehrssituation konnte im April d.J. der Bau des “Siegkreisels” begonnen werden. Bei diesem Projekt handelt es sich um einen Straßentunnel zur Verbindung der Landesstraße 280 mit der Bundesstraße 62. Das Projekt, Baukosten ca. 13 Mio. Euro, soll im Frühjahr 2006 fertiggestellt sein.

Weithin bekannt ist Betzdorf auch als Eisenbahnknotenpunkt der “Siegstrecke” (Köln – Betzdorf – Siegen – Hagen bzw. Gießen/Frankfurt), der “Hellertalbahn” (Betzdorf – Herdorf – Haiger – Dillenburg), der “Daadetalbahn” (Betzdorf – Daaden) sowie der “Westerwaldbahn” (Güterverkehr Betzdorf – Scheuerfeld – Bindweide). Die Stadt Betzdorf hat den Öffentlichen Personennahverkehr mit viel Engagement und großen Investitionen attraktiv gehalten um ihrem Ruf als Eisenbahnstadt auch in Zukunft gerecht zu werden. Im Empfangsgebäude des Bahnhofs befindet sich ein modernes, großzügiges Reisezentrum, Gastronomiebetriebe sowie ein großer Bahn-Reise-Shop. Der Umbau des Bahnhofs (Errichtung von drei Aufzugsanlagen, Sanierung der Unterführungen sowie Bau eines überdachten Direktzuganges von den Bahnsteigen zur Park & Ride-Anlage mit 325 gebührenfreien Parkplätzen für Bahnnutzer) wurde im Mai d.J. abgeschlossen. Auf den im Rahmen der Stadtsanierung vor einigen Jahren neugestalteten Bahnhofsvorplatz befinden sich der zentrale Taxenstandplatz, Kurzzeitparkplätze und eine moderne Fahrradabstellanlage (“Bike & Ride”). Hier beginnt auch die weitläufige Fußgängerzone in die Innenstadt. Durch das gute Zugangebot und den Taktverkehr (Regionalexpress RE 9 von Gießen – Siegen – Betzdorf – Siegburg/Bonn – Köln – Aachen und verschiedene Regionalbahnlinien) sowie der Zugehörigkeit zum Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) besteht eine sehr gute Frequentierung.

In unmittelbarer Nähe liegt auch der zentrale Busbahnhof mit regionalen Busverbindungen, Stadt- und Marktbusverkehr. Im Herbst dieses Jahres wird die Generalsanierung des Busbahnhofes abgeschlossen werden.

Der Flächennutzungsplan als umfassendes und langfristiges Planungskonzept für das gesamte Verbandsgemeindegebiet wird derzeit neu aufgestellt. Der Plan soll die Weichen für die angestrebte weitere bauliche und sonstige Entwicklung der kommenden 15 Jahre stellen. Durch den Bahnbau im Sieg- und Hellertal ist Betzdorf als Verkehrsknotenpunkt und Gewerbestandort ab 1860 rasch gewachsen und hat mit den umliegenden zum Teil dörflich strukturierten Gemeinden eine größere Siedlungseinheit gebildet. Die Verbandsgemeinde Betzdorf gehört mit rd. 700 Einwohnern/km2 zu den dicht besiedelten Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz. Im Rahmen der neuen Flächennutzungsplanung verschließt sich die Verbandsgemeinde selbstverständlich nicht der demographischen Entwicklungen. Nach den Prognosen wird der Bevölkerungsrückgang im nördlichen Landesteil jedoch weniger dramatisch sein, als in anderen Regionen. Vielmehr bietet die Lage im Dreiländereck Rheinland-Pfalz/Nordrhein-Westfalen/Hessen, zwischen den Ballungsräumen und den nahen Oberzentren Köln/Bonn und Siegen, bei allem Wettbewerbsdruck auch große Zukunftschancen. Insbesondere junge Familien bilden die Basis für eine zukünftige stabile demographische Entwicklung; hierzu müssen Perspektiven zum Leben und Arbeiten geschaffen werden. Ergänzend zur vorhandenen guten Infrastruktur gehört hierzu das Ausweisen von preiswertem Wohnbauland und von gewerblichen Bauflächen zur Sicherung und Entwicklung des Gewerbestandortes.

Der anhaltende Strukturwandel im Handel hat auch in Betzdorf unmittelbare Auswirkungen auf die innerstädtischen Strukturen. Die Aussiedlung des Handels auf die “grüne Wiese” konnte zwar verhindert werden, trotzdem wird es in Mittelzentren immer schwieriger, die Kunden in der Innenstadt zu halten. Dies gelingt in Betzdorf dank des größten Wochenmarktes in der Region, der dienstags und freitags jeweils tausende Besucher nach Betzdorf lockt.

Eine große Entwicklungschance bieten die großflächigen Bahnbrachen in Betzdorf. Wegen der umfangreichen Bahn- und Gleisanlagen befinden sich in der flächenmäßig kleinen Verbandsgemeinde/Stadt Betzdorf vergleichsweise große Bahnflächen in zentraler Lage. Die städtebauliche Entwicklung der Bahnbrachen gehört nun zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben der Stadt Betzdorf.

Weitere Informationen: www.betzdorf.de

* Slogan der Stadt Betzdorf


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 08/2004