Genauer gesagt, erstreckt sich die Verbandsgemeinde in ihrem südlichen Bereich über den Rheinischen Westerwald - und gehört dadurch zum Naturpark Rhein-Westerwald - , der nördliche Teil dagegen ist die Dierdorfer Senke und wird den Westerwälder Hochflächen zugeordnet. Diese spezielle topografische Lage bringt den relativ großen Höhenunterschied innerhalb der Verbandsgemeinde von 206 Metern mit sich (zwischen 107 und 313 über NN).
Die Landschaft übt viele Reize aus und wirkt auf Einwohner und Gäste sehr attraktiv. Das Sayntal als Pforte zum Rhein, die liebliche Holzbachaue im Bereich Dierdorf und die bewaldeten Berge auf den Höhen bilden eine Vielfalt auf verhältnismäßig kleinem Raum, wie sie nur selten zu finden ist. Die Stadt Dierdorf und die fünf Ortsgemeinden Großmaischeid, Isenburg, Kleinmaischeid, Marienausen und Stebach bilden daher eine Verbandsgemeinde, die sich als Urlaubs- und Naherholungsziel einen guten Namen erworben hat. Dazu genügte allerdings nicht allein die gepriesene Landschaft, sondern in ganz starkem Maße zielstrebig ausgebauter Tourismus, sowohl auf Seiten der Verwaltungen wie auf Seiten des Gewerbes. Ein beredtes Beispiel für erfolgreiche Förderung des Fremdenverkehrs ist das attraktive Radwegenetz mit Anschlüssen an Regional- und Fernradwege. Das Netz soll noch weiter wachsen, in der Endplanung soll es hier 130 Kilometer Radwege geben. Die Nähe zum Keramikzentrum „Kannenbäckerland” ist übrigens eine der seltenen Kombinationen von touristischer Attraktion und Arbeitsplätzen, die nicht zur Dienstleistung gehören.
Auch anderweitig gibt es durchaus Arbeitsplätze sozusagen aus eigener Kraft. Vliesstoffe, veredelte Kunststoffe, Werkzeuge und Maschinen kommen aus dem Gebiet der Verbandsgemeinde. Dennoch weist die Sparte der Dienstleistungen mit 45 Prozent den höchsten Anteil an den Arbeitsplätzen auf. Immerhin arbeiten noch 25 Bauern als Vollerwerbslandwirte, zahlreiche weitere widmen sich der Landwirtschaft im Nebenerwerb.
Die Stadt Dierdorf führt das landesplanerische Prädikat eines Mittelzentrums. Das fußt auf Faktoren wie Schulstandort für rund 2600 Schüler (vorhanden sind Grund- und Hauptschule, Realschule, Gymnasium mit Internat), Gesundheitsfürsorge (Krankenhaus, Fachärzte), Seniorenheim, Sportstätten (unter anderem Hallenbad und Sportflugplatz) und nicht zuletzt der gewerblichen Entwicklung. Auch wirken sich die größeren Städte Koblenz und Neuwied positiv auf die Verbandsgemeinde aus - der dortigen Arbeitsplätze wegen und weil großes Interesse an Zuzug aus dem Ballungsraum besteht. Seit 1987, dem Zeitpunkt der letzten großen Volkszählung, ist die Einwohnerzahl der Verbandsgemeinde um 37 Prozent gewachsen! Zum 31. März 2003 waren exakt 11.175 Menschen hier gemeldet.
Eine ideale Verkehrslage im Fadenkreuz von A 3 (mit eigenem Anschluss) und B 413 zwischen den Balllungsgebieten Rhein-Ruhr und Rhein/Main ist eine weitere Erklärung für die Attraktivität der Kommune. Mit dem ICE-Halt in Montabaur hat sich auch die Anbindung an das Eisenbahnnetz stark verbessert.
Dierdorf war Residenzstadt
Ein Blick in die Geschichte weist die Stadt Dierdorf sogar als Residenzstadt aus. Schon 1357 waren die Stadtrechte verliehen worden. Als Residenz der Fürsten zu Wied-Runkel erlebte Dierdorf eine lange Blüte, bis das Fürstengeschlecht erlosch. Zentralörtliche Bedeutung behielt die Stadt aber gleichwohl - bis zum heutigen Tag. Isenburg, heute Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Dierdorf besteht in diesem Jahr 900 Jahre. Ein früher gesondert verwaltetes Amt Maischeid kam 1811 zu Dierdorf. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel das Amt Dierdorf an das Königreich Preußen, seit 1816 dem Landkreis Neuwied zugehörig. Mit Schlossweiher und Schlossinsel, Mausoleum, Ökonomiegebäuden der früheren Schlossanlage, Unterturm und Mittelturm (Uhrturm mit Kinzing-Uhr) gibt es beredte Zeugen der früheren Epoche. Zwischen den großen Städten hat die heutige Verbandsgemeinde Dierdorf stets ihre lokale Identität gewahrt.
Weitere Informationen: www.dierdorf-vg.de
Beitrag aus Gemeinde und Stadt 08/2003