So präsentiert sich das Dorf im „Herzen von Rheinhessen“, wie es sich selbst auf Infomaterial nennt. Und es präsentiert sich gegenüber Fachleuten der dörflichen und regionalen Entwicklung so überzeugend, dass es in diesem Jahr die Qualifikation für den Bundesentscheid des Wettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“, als eines von 34 Dörfern, geschafft hat.
Mit dem 1989 aufgestellten Dorferneuerungsplan und der 1997 beschlossenen Gestaltungssatzung hat sich die Gemeinde gut entwickelt. Die Beratung der Bürger erfolgt durch das Planungsbüro Wolf, die Kosten hierzu übernimmt die Gemeinde.
Mit Geschäften und Handwerksbetrieben für den täglichen Bedarf ist Eppelsheim recht gut versorgt. Eine Postagentur und eine Zweigstelle der Sparkasse befinden
sich im Ort. Viele der insgesamt 1330 Einwohner sind in den umliegenden Städten Alzey und Worms beschäftigt. Andere fahren täglich bis nach Mainz und Rüsselsheim sowie nach Ludwigshafen und Mannheim zur Arbeit. Die nahe Autobahn 61 und die Bahnstrecke Bingen-Worms sorgen für eine gute Anbindung. Landwirtschaft und Weinbau stehen große Flächen zur Verfügung.
Die Kanalisation wurde Anfang der 80er Jahre abgeschlossen. Im Jahre 1987 wurde die Ortsgemeinde an die Kläranlage in Worms angeschlossen. Nach dem Kanalbau wurde das Straßennetz weitgehend erneuert, für die Ideen der Dorferneuerung seinerzeit leider etwas zu früh. Inzwischen sind in sechs große Projekte der Dorferneuerung gut 630.000 Euro geflossen, über den Investitionsstock wurden weitere zehn Vorhaben mit 3,8 Millionen Euro realisiert. Viele kleinere Arbeiten erledigten aktive Bürgerinnen und Bürger, auch im Zusammenwirken mit den Vereinen, in Selbsthilfe.
Mehr als 10 Vereine bieten den Einwohnern jährlich mehr als 20 Veranstaltungen und Feste an, die sehr gerne besucht werden. Einige davon, wie z.B. Kappensitzung, Kirchweih, Seniorennachmittag und Weihnachtsmarkt werden gemeinsam gestaltet und ausgerichtet.
Die Feuerwehr ist in dem 1930 erbauten Feuerwehrgerätehaus mit den entsprechenden Räumen (Schulung) sehr gut untergebracht und verfügt über eine sehr gute Ausrüstung.
Der Gemeinderat hat sich trotz großer Nachfrage nach Baugelände für eine „sanfte Entwicklung“ auf diesem Gebiet entschieden, also für eine beruhigte, kontinuierliche Erweiterung der Gemeinde, um so den Charakter des Ortes erhalten zu können – alles Punkte, die die kritische Jury des Dorfwettbewerbes überzeugten.
Aus der Geschichte
Das im Rheinhessischen Hügelland auf einer Höhe von rund 200 Metern gelegene Dorf ist seit über 150 Jahren bei Fachwissenschaftlern für die Funde zahlreicher fossiler Säugetierarten bekannt, die hier erstmals ausgegraben wurden. Die ältesten Belege einer Besiedlung gehören unter anderem zwei keltische Mahlsteine und Reste einer römischen villa rustica. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches und dem Zwischenspiel des Burgunderreichs in Worms folgten mit der Völkerwanderung die Franken, die zahlreiche archäologische Stätten hinterlassen haben.
Urkundlich wird Eppelsheim erstmals 782, während der Regierungszeit Karls des Großen, in einer Urkunde des Klosters Lorsch erwähnt. Im Hochmittelalter gehörte der Ort zur Burg Alzey. Im späten 14. Jahrhundert brachte Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz die Vogtei in seinen Besitz. Eppelsheim gehörte fortan zum kurpfälzischen Oberamt Alzey. Das Dorf wurde durch einen noch heute sichtbaren Graben vor Angreifern geschützt. Eppelsheim hatte immer wieder unter Kriegen zu leiden, insbesondere der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688/89-1697) brachten schwere Rückschläge.
Mit der Besetzung durch französische Revolutionstruppen ab 1792 wurde Eppelsheim wie das ganze linke Rheinufer französisch. Es gehörte seit 1798 zum neugeschaffenen Departement Mont Tonnerre (Donnersberg). Der Anschluß an Frankreich brachte den Einwohnern der Gemeinde weitgehende Freiheiten. Hierzu gehörten bürgerliche Rechte wie Gleichheit vor dem Gesetz, Gewerbefreiheit und die Zivilehe. Die adligen und kirchlichen Güter wurden vom Staat eingezogen und an Bauern versteigert, die diese Flächen oft schon über Jahrzehnte in Erbpacht hatten. Für Verdruss sorgten hingegen die hohe Besteuerung sowie der Militärdienst in den zahlreichen Eroberungskriegen Napoleons. Nach der Niederlage Napoleons wurde Eppelsheim 1816 Bestandteil der neugeschaffenen hessen-darmstädtischen Provinz Rheinhessen.
Das frühe 19. Jahrhundert war von einem starken Bevölkerungswachstum gekennzeichnet. 1815 betrug die Einwohnerzahl 534, sie stieg bis 1834 auf 798 Personen an. Die praktizierte Realteilung führte in der agrarisch geprägten Gemeinde zu einer starken Besitzzersplitterung und war ein Grund für die Auswanderung von über 200 Eppelsheimern in die USA. Die Anbindung an die Bahnstrecke Worms-Bingen im Jahr 1867 leitete einen wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinde mit einer Bahnstation ein.
1905 lebten 909 Einwohner in Eppelsheim, unter ihnen 473 Evangelische, 52 Katholiken, 364 Freiprotestanten und 20 Juden. Die kleine jüdische Gemeinde verfügte über eine Synagoge, die in der Pogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten verwüstet wurde. Den meisten Juden gelang die Auswanderung, drei wurden während des Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern ermordet.
Am 20. März 1945 besetzten amerikanische Truppen Eppelsheim, die später durch Franzosen abgelöst wurden. Ein Jahr später wurde das Dorf mit Rheinhessen dem neuen Land Rheinland-Pfalz einverleibt. Nach der Währungsreform 1948 setzte eine stürmische technische Entwicklung ein. Vor dem Krieg hatte es nur wenige landwirtschaftliche Zugmaschinen im Dorf gegeben. Die Abwanderung der Taglöhner und des Gesindes brachte es mit sich, daß die Landwirte unter großem Aufwand ihre Betriebe mechanisierten. Seit 1972 gehört Eppelsheim zur Verbandsgemeinde Alzey-Land. Nach der Ausweisung von Neubaugebieten seit den 1970er Jahren kam es zu einer starken Zunahme der Wohnbevölkerung.
(Ausführungen zur Geschichte: Dr. Helmut Schmahl, Auszüge aus Beitrag in Jubiläumsfestschrift „1225 Jahre Eppelsheim“).
Weitere Informationen: www.eppelsheim.de
Beitrag aus Gemeinde und Stadt 11/2007