Eine Gemeinde seit 1969
Saulheim besteht aus den beiden Ortsteilen Nieder- und Ober-Saulheim. Bei der Gebiets- und Verwaltungsreform 1969 wurden die beiden Gemeinden zu Saulheim zusammengeschlossen – es war keine „Liebeshochzeit“. Vorher waren beide Gemeinden selbstständig und hatten eine eigene Verwaltung. Nach einigen harten Diskussionen und Kompromissen wurde schließlich ein neuer Gemeinderat gewählt. Mehr als 50 Jahre später gibt es immer noch zwei Bauernvereine und zwei Landfrauenvereine, jeweils einen in „Ober-Saulheim“ und einen in „Nieder-Saulheim“. So ist es auch mit den Kerben. Am letzten Sonntag im August wird die Ober-Saulheimer Kerb gefeiert, Nieder-Saulheim feiert am 2. Wochenende im September die Ritter-Hundt-Weinkerb, die inzwischen zu einem Volksfest herangewachsen ist.
In Saulheim wird das Vereinsleben groß geschrieben. Zurzeit gibt es 36 Vereine mit vielen Sparten. Saulheim ist eine Gesanghochburg mit 10 Gesangvereinen und 17 verschiedenen Chören. Auch der Sport hat einen großen Stellenwert. Es gibt zwei Sportvereine, den TuS 1897 Saulheim und den TSV Ober-Saulheim, mit den unterschiedlichsten Abteilungen, von Aerobic über Turnen, Tanzen, Volleyball, Basketball, Ski, Freizeitsport, Walking und vieles mehr. Dem Fußballverein gehören 26 Mannschaften von Jung bis Alt an, außerdem gehören zum FSV noch eine Tischtennis- und eine Badminton-Abteilung. Der Handballverein SG Saulheim besteht ebenfalls aus 26 Mannschaften. Außerdem gibt es den Tennis- und Skiclub, den Radfahrverein sowie die Tanzsportgemeinschaft Rot Silber Saulheim und Umgebung, die heute einer der größten Ortsvereine ist und jedes Jahr zahlreiche Tanzveranstaltungen, wie z. B. den Ritter-Hundt-Ball, ausrichtet.
Die Sängerhalle von Saulheim
Bei so vielen Vereinen gibt es auch viele Veranstaltungen und Konzerte, z. B. in der Sängerhalle, die im Eigentum des MGV Liederkranz steht. Man fragt sich vielleicht, wie ein Verein zu so einer großen Sängerhalle kommt. Ende des 19. Jahrhunderts wanderte ein junger Saulheimer namens Weyerhäuser nach Amerika aus und machte dort sein Glück in der Holzindustrie. In den 1960er Jahren schrieb die Allgemeine Zeitung in einem Bericht, dass dieser Saulheimer zur damaligen Zeit noch zu den reichsten Familien der Welt zählte. Der Auswanderer war seinem Gesangverein treu geblieben und ließ für den Liederkranz die Sängerhalle bauen.
Deutlich älteren Ursprungs ist das Rathaus von Saulheim aus dem Jahre 1571. Es steht mitten im Ort zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde in den letzten Jahren aufwendig renoviert, so wie der Platz um das Rathaus und um die beiden Kirchen. Besondere Aufmerksamkeit ist dem Deckengemälde im Büro des Bürgermeisters zu widmen: Das dort zu sehende Gemälde mit der Germania wurde im Zuge der Renovierung restauriert und erstrahlt in neuem Glanz.
Naherholung im Ortskern
Über Jahrzehnte entstand die Mühlbachaue, die kostenintensiv und aufwendig renaturiert wurde. Heute ist mitten im Ort ein Naherholungsgebiet mit zwei Seen, Spazierwegen, viel Grün und Bänken zum Verweilen entstanden. Mitten drin, etwas versteckt unter den Bäumen, betreibt die Gemeinde eine Naturkindergarten-Gruppe. An die Mühlbachaue angeschlossen ist außerdem das Ritter-Hundt-Zentrum mit einer großen Sportanlage, einem Rasenplatz und einer Rundlauf-Tartanbahn. In direkter Nachbarschaft befinden sich zudem eine Tennisanlage mit Tennishalle und Außenplätzen sowie eine der großen Sporthallen, die in den letzten Jahren aufwendig renoviert wurde. Gleich neben der Sporthalle liegt eine Kindertagesstätte, die „Mühlbachindianer“, mit angeschlossenem Hort. Außerdem gibt es ein Jugendzentrum, welches sehr aktiv genutzt wird.
Viel Durst in Saulheim
Ein Wahrzeichen von Saulheim ist der „Lange Stein“, ein Menhir, der an der L401 in Richtung Wörrstadt steht. Früher war dort ein Gerichtsplatz. Der „Lange Stein“ ragt ca. 4 Meter aus dem Boden und es gibt einige spannende Sagen und Geschichten über ihn zu erzählen. Erwähnenswert ist außerdem die Person des Ritters Hundt: Es handelte sich um einen Gerichts- und Lehnsherr aus dem 15. Jahrhundert, der von einem Kreuzzug kommend in Saulheim Station machte und ein Wappenschild mit sich führte. Auf diesem waren drei Halbmonde zu sehen, die heute das Saulheimer Ortswappen prägen. Da es damals schon viele und gute Weine in Saulheim gab, sagte man dem Ritter Hundt nach, dass er oft zu viel von dem guten Saulheimer Wein getrunken habe. Deshalb heißt es im Refrain vom Ritter-Hundt-Lied: „Der Hundt von Saulheim soff den Wein bei Sonn- und Mondenschein, und wenn er nicht beim Saufen war, dann schenkte er sich ein.“
Wer nun mehr über Saulheim erfahren möchte, kann sich zu einer Nachtwächterführung anmelden oder sich auf der Website der Ortsgemeinde weitere Informationen anschauen.
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Beitrag aus Gemeinde und Stadt 06/2020