Erste Funde 5000 Jahre alt
Sankt Julian blickt auf eine lange Geschichte zurück. So wurde ein Steinbeil aus Jade entdeckt, das vermutlich 5000 Jahre alt ist. Zudem wurden Gräber aus der Latènezeit gefunden, die auf eine dichte Besiedlung bereits in vorgeschichtlicher Zeit hinweisen. Auch aus römischer Zeit gibt es zahlreiche Siedlungsspuren, wie beispielsweise Spolien und zwei Amazonenschilde. Die Gemeinde wurde 1290 erstmals als „apud Sanctam Julianam“ urkundlich erwähnt und wurde durch die Stiftung einer Kapelle, um die Reliquien der heiligen Julia aufzubewahren, schnell zum Wallfahrtsort. Der Ortsteil Eschenau wurde erstmals 1340 als „Essenoe“ bezeichnet und Obereisenbach geht auf das Jahr 1426 als „Oberysenbach“ zurück. Gumbsweiler wurde erstmals als „Gommerswilre“ in einer Urkunde des Grafen Heinrich von Veldenz erwähnt und gehörte dem Remigiusland an. Dieses war seit dem frühen 12. Jahrhundert im Besitz der Grafschaft Veldenz. Von der mittelalterlichen Kirche im Ortsteil St. Julian wurde nur der seitlich stehende schlanke Turm aus dem 12. Jahrhundert beim Neubau des Kirchenschiffes 1880/81 beibehalten. Entstanden ist ein eindrucksvoller Saalbau mit anschließendem gewölbten Chor. In der Kirche klingt heute eine Orgel der Gebrüder Stumm.
Es klappert die Mühle…
Aufgrund der Lage am Glan mit seinen Seitenbächen wurden in Sankt Julian schon seit dem Mittelalter zahlreiche Mühlen betrieben. So war beispielsweise die Schrammenmühle bei Eschenau, die letzte handwerklich betriebene Ölmühle der Pfalz, bis 1954 aktiv. In St. Julian steht aber auch die letzte noch im Betrieb befindliche Mahlmühle am Glan, und zwar im Ortsteil Gumbsweiler. Das Müllerhandwerk wird dort in der jüngsten Generation von Dirk Steinhauer mit viel Leidenschaft ausgeübt. Das Mehl der Gumbsweiler Mühle wird in zahlreiche Bäckereien geliefert und ist über die Region hinaus bekannt. Ein Kleinod der Handwerksgeschichte ist die Ölmühle von St. Julian. Die Mühle „arbeitet“ seit 1730, heute allerdings nur noch zur Demonstration des Verfahrens der Ölgewinnung aus Raps, Mohn- und Leinsamen. In der Ölmühle befindet sich eine der letzten noch erhaltenen Stempelpressen in Europa. 2008 erhielt die Mühle ein neues Wasserrad. Die Arbeiten wurden in Eigenleistung durchgeführt und dank der gewissenhaften Präzision und der Liebe zum Detail kann die Mühle seither wieder im „alten“ Stil betrieben werden und ist somit für Besucher ein historisches Erlebnis.
Lebendige Partnerschaft mit St. Julien
Seit 1985 besteht die Partnerschaft mit der Gemeinde St. Julien aus dem französischen Burgund. Seither sind zwischen den Bürgerinnen und Bürgern der beiden Gemeinden zahlreiche Freundschaften entstanden. Bei jährlichen Treffen wird die Freundschaft gepflegt und die Partnerschaft gefeiert. Durch den regelmäßigen Austausch und die gegenseitige Teilnahme auf Märkten mit den jeweiligen regionalen Produkten sind die beiden Gemeinden auch kulturell sehr stark verbunden. So werden die französischen Freunde auch beim diesjährigen europäischen Bauernmarkt mit von der Partie sein.
Langeweile? In Sankt Julian unbekannt
Die örtlichen Vereine sorgen in den einzelnen Ortsteilen für die Erhaltung der alten Brauchtümer. So wird in allen vier Ortsteilen traditionell „de Maibääm gestellt“ und „die Kerb gehall“, in Gumbsweiler findet das traditionelle „Gehannsenachtssingen“ in der Johannisnacht statt. Die Vereine bieten ein breites Spektrum an kulturellen und sportlichen Freizeitaktivitäten. Insgesamt gibt es 24 Vereine in der Gemeinde. Das ist vor allem für junge Familien attraktiv – so bietet die Gemeinde neben bezahlbaren Baugrundstücken eine gute Infrastruktur mit Anschluss an die B420 und einen eigenen Kindergarten nebst Grundschule. Weiterführende Schulen sind mit dem öffentlichen Personennahverkehr innerhalb von 15 Minuten erreichbar.
Bauernmarkt: Europa zu Gast in „Dillje“
In den Jahren 2020 und 2021 richtet die Ortsgemeinde Sankt Julian den europäischen Bauernmarkt des Landkreises Kusel aus. Der Markt hat auf Anbieter wie Besucher eine große Anziehungskraft, das Angebot erstreckt sich von Wild und Fisch, Kartoffeln, Obst, Wurst und Käse bis zu Bier, Obstsäften und Obstbränden aus regionaler Produktion. Neben den regionalen Anbietern werden auch die Partner des Landkreises aus Nordkarelien (Finnland), dem polnischen Landkreis Brzeg, aus Ungarn sowie aus den französischen Regionen Burgund und der Normandie ihre Spezialitäten vorstellen. Das vielfältige Angebot wird ergänzt durch eine Ausstellung einheimischer Rinder- und Schweinerassen sowie von Schafen, Ziegen und Geflügel. Eine umfangreiche Traktorenausstellung und die Präsentation fast vergessener Handwerkskünste wie Korbflechten, Rechenmachen oder Töpfern runden das Bild des Marktes ab. Schließlich sorgen Musikgruppen an beiden Tagen für reichlich Stimmung bei den Besuchern. Die Gemeinde erwartet am 19. und 20. September 2020 ca. 50.000 Besucher.
Nähere Informationen zum Markt finden sich unter: https://bauernmarkt-kreis-kusel.de
Autor: Philipp Gruber
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Beitrag aus Gemeinde und Stadt 03/2020