Gemeinde des Monats
Gemeinde des Monats Juni 2024: Ortsgemeinde Kleinfischlingen – Leben zwischen Natur und Wein
Die Ortsgemeinde liegt in einer Ebene, umgeben von Weinbergen und Äckern. Kein Wald und kein Tal verbergen die Silhouette der schiefergedeckten Kirchtürme. Die Aussicht ist bestens und reicht bis in den über 100 km entfernten Odenwald bei Darmstadt im Nordosten und in die Hornisgrinde im Schwarzwald im Südosten. Im Westen wiederum begrenzt das Randgebirge der Haardt die Ebene.
Die heutige Form der politisch-administrativen Selbständigkeit Kleinfischlingens mit Ortsbürgermeister(in) und acht Gemeinderäten gibt es seit 1972. Damals erst ging die eigene Gemeindeverwaltung in der Verwaltung der Verbandsgemeinde Edenkoben auf. Doch Kleinfischlingen ist viel älter: Mindestens 1250 Jahre existiert es bereits, Ausgrabungen legen eine noch weiter zurückreichende Historie nahe.
Grünes Dorf mit vielen Vögeln
Trotz kleiner Gemarkungsfläche weist Kleinfischlingen eine gute Struktur für gehobene Ansprüche an Natur und Umwelt auf. Die Ortslage bietet eine ideale Mischung aus alten Bauerngehöften und gewachsener Neubebauung, mit großen Gärten sowie viel Obst- und Zierbaumbestand. Dies bringt zum Beispiel eine stabile Vielfalt an siedlungsbegleitenden Vogelarten und eine hohe Populationsdichte. Die Bevölkerung steht den Interessen von Natur und Landschaft positiv gegenüber, sodass viele Einzelbeiträge auf dem eigenen Grund und Boden zu loben sind. Dies geht vom Gartenteich bis zum Schwalben- und Eulenschutz, vom Fledermausquartier bis zur Blütenvielfalt von Gärten. Durch das Grün der Gemeinde zieht sich eine Kette von Ringelnatter und Teichmolch bis hin zu Admiral, Gartengrasmücke und Mäusebussardbrut.
Die politische Gemeinde Kleinfischlingen selbst legt großen Wert auf den Erhalt und die Pflege der natürlichen Umgebung. Sie hat bislang schon 280.000 Quadratmeter gemeindeeigene Fläche dem Umwelt- und Naturschutz gewidmet. Dies bedeutet pro Einwohner eine Fläche von 1.000 Quadratmeter (darunter fällt nicht wie andernorts der Nutzwald, denn Kleinfischlingen hat keinen eigenen Waldbesitz mehr).
Uraltes im Gemeindemuseum
Das Spektakuläre des Kleinfischlinger Gemeindemuseums ist die Ausstellung der Grabungsfunde aus dem frühesten Mittelalter. 79 Frankengräber aus dem 6. und 7. Jahrhundert mussten dem Neubaugebiet weichen. Eine sorgfältige Grabung brachte viele Erkenntnisse über die fränkischen Vorfahren der Kleinfischlinger. Eine große Fotodokumentation der Grabung begleitet die Präsentation der interessantesten Grabbeigaben vom Schmuck bis zu den Alltagsgegenständen. Solche tiefen Einblicke in die Welt der Vorfahren mit ihren handwerklich reifen Fähigkeiten beeindrucken fremde Besucher ebenso wie die einheimischen. 2022 erschienen zwei Lesebücher über Dorf-, Familien- und Häusergeschichte, aber auch mit vielen Blicken auf eine lebenswerte Zukunft in der uralten Siedlung. Wenn mittlerweile neu zugezogene Bürger das Gelände des ehemaligen römischen Landguts und des fränkischen Friedhofs als neue Wohnlagen schätzen, dann muss die Gemeindespitze keine rückläufige Entwicklung befürchten. Die Brut des Klapperstorchs wurde schon 1946 gefeiert und hat auch dazu geführt, dass die Kirchweih als „Storchenkerwe“ mit stattlichem Umzug und der Symbolfigur vorneweg gefeiert wird.
Fotos: OG Kleinfischlingen