Ortsgemeinde Ramberg: Gastgewerbe löste Bürstenherstellung ab


Mit der Entwicklung vom reinen Straßendorf zu einer in alle Richtungen sich ausdehnenden Ansiedlung kristallisierte sich als neuer Ortsmittelpunkt der Bereich zwischen der St. Laurentiuskirche und dem heutigen Dorfplatz heraus. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich Ramberg durch die Neubaugebiete Hermersbach und Nord (70er Jahre), Ohlsbach (80er Jahre) und Im Stumpfacker (90er Jahre) von diesen beiden Hauptachsen weg ausgedehnt. 550 Hektar der 774 Hektar großen Gemeindefläche sind Wald.

1970 waren noch 69,2% der Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe tätig. In den letzten Jahren hat sich Ramberg immer stärker dem Fremdenverkehr zugewandt. Mit 284 Fremdenbetten, 7519 Gästen und mehr als 30.000 Übernachtungen ist Ramberg heute eine der führenden Fremdenverkehrsgemeinden im Kreis.

Fabriken im Dorf

Bis es so weit kam, hat Ramberg einen langen Weg vom Waldbauerndorf zu einer Gemeinde mit Industrieansiedlung hinter sich. Ramberg und das benachbarte Dernbach galten im 18. und 19. Jahrhundert als ärmste Gemeinden der Pfalz. Vor allem das hohe Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhundert konnte der Ort trotz Auswanderung nicht verkraften. Der Anbau von Kirschen zum Kirschwasserbrennen wie auch Pottaschsiedereien und Kohlenmeiler verbesserten die Lebensbedingungen kaum. Obrigkeitshalber mußte man sich mehrmals einschalten, um Hungersnöte zu bekämpfen.

Erst mit der Ansiedlung der Bürstenindustrie änderte sich die wirtschaftliche Situation grundlegend. Schon 1840 wurden Bürsten hergestellt und im Hausiererhandel vertrieben. Bis 1889 war die fabrikmäßige Fabrikation von Bürsten dergestalt angewachsen, daß von 255 im Ort lebenden Familien 225 von der Bürstenherstellung oder deren Vertrieb lebten.

Die Monopolstellung der Fabrikanten als einzige Arbeitgeber für die Bewohner der Dörfer Ramberg, Dernbach und bedingt auch Eußerthal führte zu sozialen Spannungen, die sich vor allem 1907 in einem fast einjährigen Streik entluden und zur Gründung der Genossenschaftlichen Bürstenfabrik Ramberg führten.

Gab es 1958 noch 28 Betriebe, so hat sich die Zahl bis auf vier Ende der neunziger Jahre verringert, wobei die Spielwarenfabrik Theo Klein, hervorgegangen aus einer Bürstenfabrik, mit über 200 Beschäftigten der größte Arbeitgeber am Ort ist.

Ramberg liegt an einer im Mittelalter wichtigen Talstraße von Queichhambach über Dernbach und Ramberg in das Modenbachtal. Zu Beginn der Neuzeit hatte diese Straße ihre Bedeutung verloren, so daß der Ort vor allem im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert verkehrstechnisch abseits lag.

Der Wunsch nach Anbindung an die Bahnlinie Landau-Zweibrücken wurde nicht realisiert, seit 1913 wird Ramberg von der Kraft-Post-Linie angefahren. Der Bau der Waltharistraße zu den "Drei Buchen" in den 60er Jahren brachte die Verbindung in das Modenbachtal.

Abriß der Ortsgeschichte

Der Ortsname Ramberg taucht in einer Urkunde des Ditlibus von Ramesbuc 1163 zum ersten Mal auf. Am ältesten ist der Ortsteil Spehsbach, der mit dem heutigen Unterdorf gleichgesetzt wird. Über die Salier und die Bistümer Straßburg und Speyer gelangte der Ort an das Kloster Eußerthal. Wie das Dorf Spehsbach letztendlich in den Besitz der Ritter von Ramburg kam, läßt sich nicht abschließend klären. Ein zweiter Ortsteil, Afrik, den die Ortstradition mit dem Oberdorf gleichsetzt, ist weder urkundlich noch archäologisch faßbar.

Die zusammenwachsenden Dorfteile übernahmen wohl im 12. Jahrhundert den Namen der Burg der Ortsherren.

Bis 1518 blieb das Dorf Ramberg im Besitz der Ramberger. Diese verkauften die Burg und den Ort 1518 an die Dalberger. 1525 zerstörten die Bauern des lothringer Kolbenhaufens die Burg. 1540 fiel sie durch Verkauf an die Grafen von Löwenstein - Scharfeneck, die Herren der über Dernbach liegenden Burg Neu-Scharfeneck, in deren Besitz der Ort Ramberg bis zur Französischen Revolution bleiben sollte. Mit den Kriegsereignissen von 1794 kam der Ort unter französische Herrschaft. 1816 gelangte der Ort an Bayern.

Die Begegnungsstätte Scharfeneck, eingerichtet vornehmlich für Behinderte, hat ihren Sitz in Ramberg. An die Ortsgeschichte erinnert das bedeutsame Bürstenbindermuseum im Dorfgemeinschaftshaus (geöffnet mittwochs, samstags und sonntags 14-17 Uhr). Zu den wichtigsten Vereinen zählen der Heimat- und Museumsverein, der Kultur- und Hauswirtschaftsverein, der Verein für Jugend- und Seniorenarbeit sowie der Männergesangverein "Harmonie", der Pfälzerwald Verein, der Sportclub Ramberg und der Motorsportclub (MSC) Ramberg.

Weitere Informationen: www.ramberg.de sowie www.buerstenbindermuseum.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 06/2004