Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein: Aus zwei mach eins – freiwillige Fusion gut verarbeitet


Freiwilliger Zusammenschluss

Im August 2010 erließ die Landesregierung das „Erste Gesetz zur Kommunal- und Verwaltungsreform“. In diesem Gesetz wird davon ausgegangen, dass in der Regel Verbandsgemeinden mit mindestens 12.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine ausreichende Leistungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Verwaltungskraft haben, um auch in der Zukunft die eigenen und übertragenen Aufgaben fachlich fundiert und wirtschaftlich wahrzunehmen zu können. Sowohl die damalige Verbandsgemeinde Wolfstein (2010: rd. 8.650 Einwohner) als auch die ehemalige Verbandsgemeinde Lauterecken mit rd. 11.200 Einwohnern (2010) erreichten diese Mindestwerte nicht. Allerdings galt für die Verbandsgemeinde Lauterecken eine Ausnahme von der Fusionspflicht, da sowohl die Flächengröße als auch die Zahl der Ortsgemeinden eine Unterschreitung der Mindesteinwohnerzahl zuließ. Trotzdem haben die damals Verantwortlichen in Lauterecken die Notwendigkeit einer Erweiterung erkannt und Gespräche mit den umliegenden Verbandsgemeinden wegen einem Zusammenschluss gesucht. Nach einigen Vorgesprächen wurde dann am 6.6.2012 in einem Fusions-Vertrag als neuer Name „Lauterecken-Wolfstein“ und Lauterecken als Sitz der Verwaltung vereinbart. Weitere Regelungen hinsichtlich des Brandschutzes, der Flächennutzungspläne, Umlagen und Zusammenführung der Eigenbetriebe wurden hierbei schriftlich fixiert. Auch wenn die Fusion an sich sehr sachlich und projektbezogen von den verschiedenen Gremien angegangen wurde, so bedurfte die Auswahl des Namens und der Sitz der Verwaltung doch eines längeren Entscheidungsprozesses.

Der räumliche und personelle Zusammenschluss wurde ohne größere Probleme umgesetzt. Man entschied sich im Vorfeld für das bereits in Lauterecken umgesetzte Organisationsmodell Gemeinde 21, wobei die Büroleitung organisatorisch vom Fachbereich Zentrale Dienste getrennt wurde. Am Standort in Wolfstein wurde neben den Fachbereichen „Natürliche Lebensgrundlagen und Bauen“ und „Bürgerservice“ ein neues Bürgerbüro eingerichtet. In Lauterecken sind neben einem weiteren Bürgerbüro die Fachbereiche „Büroleitung“, „Zentrale Dienste“ und „Kommunale Betriebe“ angesiedelt. Durch die beiden Bürgerbüros werden sehr viele Serviceangebote für die Einwohner weiterhin „vor Ort“ vorgehalten und so überlange Anfahrtswege vermieden. Beide Verwaltungsgebäude wurden durch Personenaufzüge nun auch barrierefrei gestaltet.

Eine große Herausforderung war neben der Angleichung der Haushalte die Zusammenführung der elektronischen Datenverarbeitung und Telekommunikationsanlagen. Durch eine Cloud-Lösung können ohne große Investitionen die Daten der Verwaltung standortunabhängig vorgehalten werden. Am Standort Wolfstein ist noch eine Erneuerung der Netztechnik im Gebäude geplant. Zur Vereinfachung des Schriftverkehrs zwischen den beiden Verwaltungsstandorten soll bis zum Jahresende ein Dokumentenmanagementsystem mit komplettem Workflow eingeführt werden, so dass die komplette Post elektronisch bearbeitet und hausintern weitergeleitet wird.

Infrastruktur, Lage und Landschaft

Die Verbandsgemeinde Lauterecken Wolfstein liegt im Nordwestpfälzer Bergland im nördlichen Landkreis Kusel zwischen Kaiserslautern und Idar-Oberstein. In Lauterecken mündet die Lauter in den Glan, das größte Gewässer in der Verbandsgemeinde. Verkehrstechnisch wird das Gebiet hauptsächlich durch die Bundesstraßen 270 und 420 erschlossen, welche sich in Lauterecken kreuzen. Neben einem ausgeprägtem Bus- und Ruftaxibetrieb können einige Gemeinden auch mit der zwischen Lauterecken und Kaiserslautern verkehrenden Lautertalbahn erreicht werden.

Für die Kleinsten in der Verbandsgemeinde werden in den elf Kindertagesstätten verschiedene Betreuungsmöglichkeiten angeboten. Auch können alle allgemeinen Schulabschlüsse erreicht werden. Neben den fünf Grundschulen gibt es ein Gymnasium, eine Realschule plus mit Fachoberstufe und eine Förderschule. Daneben unterhält die Verbandsgemeinde zwei Jugendeinrichtungen zur Freizeitgestaltung und Beratung der Heranwachsenden. Ältere und kranke Mitbürgerinnen und Mitbürger können in einer der drei Senioren- und Pflegeheimen betreut werden.

Das hügelige Gebiet der Verbandsgemeinde ist land- und fortwirtschaftlich geprägt. Das Landschaftsbild gewinnt seine Faszination durch Täler und Höhen, Laub- und Nadelwälder. Felder und Wiesen gehen harmonisch ineinander über. Rd. 50 % der Fläche wird für Ackerbau- und Viehzucht genutzt, rd. 39 % des Gebietes ist Waldfläche. Trotzdem ist man dem Fortschritt hier nicht verschlossen, alle 39 Ortgemeinden und die beiden Städte Lauterecken und Wolfstein verfügen über eine Breitbandversorgung.

Tourismus

Die neue Verbandsgemeinde hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die Schönheit der Natur und weitere touristische Merkmale des Gebietes zu werben. Eine der Herausforderungen der Fusion ist die Erstellung eines gemeinsamen Fremdenverkehrskonzeptes. Gut ausgebaute und markierte Wege laden hier zum Wandern ein. Insbesondere die Prädikatswanderwege „Pfälzer Höhenweg“ und „Veldenzwanderweg“ sowie der „Remigius-Wanderweg“ sind ein „Muss“ für jeden Wandergast. Aber auch andere Aktivitäten, wie z.B. das Fahren auf der Draisine oder eine Kanufahrt auf dem Glan sind hier möglich. In den Freibädern Königsberg (in Wolfstein), Jettenbach und Rüllberg (an der B 270 bei Homberg) können sich Sportbegeisterte ebenso vergnügen wie auf den vielen ausgeschilderten Radwegen. Wer es etwas ruhiger angehen möchte: Neben den vielen kleineren Museen ist eine Besichtigung des Kalkbergwerks in Wolfstein oder des Kettensägemuseums in Lauterecken durchaus eine Reise wert.

Auch bei den Übernachtungen können fast alle Wünsche erfüllt werden: es stehen neben verschiedenen Hotels und Ferienwohnungen auch eine Jugendherberge und ein Campingplatz in Wolfstein zur Verfügung. Auch sorgen die zahlreichen regionalen und überregionalen Feste und Veranstaltungen für reichlich Abwechslung.

Weitere Informationen: www.vg-lw.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 07/2003