Ortsgemeinde Köwerich – Riesling mit Beethoven in Köwerich


Wein und Köwerich, eine segensreiche Allianz. Und eine Erfolgsgeschichte. Der „Köwericher Laurentiuslay“ genießt weit über die regionalen Grenzen hinweg einen exzellenten Ruf, und das nicht nur bei Riesling-Freunden. Der spezielle Schieferboden der Weinhänge in und um die Ortsgemeinde hat mit seiner rund 1300-jährigen Anbaugeschichte auch aus landwirtschaftlicher Sicht eine herausragende Bedeutung. Schon die Römer zogen an Ort und Stelle die Reben hoch und genossen den edlen Köwericher Tropfen. Eine Tradition, die verpflichtet. Das alljährliche Weinfest samt Krönung einer Weinkönigin ist fester Bestandteil des Dorflebens. Besonders im Jahre 2004, als die offiziellen Feierlichkeiten zum 1300jährigen Bestehen von Köwerich in gebührendem Rahmen stattfanden.

Auch abseits der Weinkultur gibt es in und um Köwerich einiges zu entdecken. Mit der Kirche St. Kunibert besitzt der Ort ein Gotteshaus, das über zwei Steinaltäre aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs verfügt. Noch weiter zurück in die Geschichte reichen die keltischen Spuren. Ein keltischer Menhir, ein fast 3500 Jahre alter Quarzstein, findet sich auf der linken Moselseite und gibt Auskunft über die frühen Anfänge der Siedlungsgeschichte der Moselregion. Deutlich jünger, aber nicht weniger beeindruckend ist der Bezug zu einem der bekanntesten Deutschen überhaupt: Niemand geringeres als Ludwig van Beethoven stand in direktem Bezug zu Köwerich. Seine Mutter Mara Magdalena Keverich stammte von hier. Sie trug bis zu ihrer Heirat den älteren und später abgewandelten Namen des Ortes. Am Kunibertplatz 2 erinnert heute eine Widmung an den berühmten Familienbezug. Köwerich ist damit neben Bonn eine weitere „Beethovenstadt“. Nur eine etwas kleinere.

Für die Gestaltung der Gegenwart hat der beschauliche Mosel-Ort in der Verbandsgemeinde Schweich an der Römischen Weinstraße große Pläne. Seit 2014 kommt es zum organisierten Gedankenaustausch zwischen Bürgern und den Vertretern der Politik. Bei diesen Treffen begegnen sich regelmäßig rund 40 Einwohner, um den drängenden Fragen der Stadtentwicklung nachzugehen. Davon gibt es einige. Köwerich steht als Ortsgemeinde vor den üblichen Herausforderungen der heutigen Zeit. Eine immer älter werdende Bevölkerung prägt das Erscheinungsbild. Der Wegzug junger Menschen und der fehlende Einzelhandel im ländlichen Raum schaffen Leerstand, vor allem im Ortskern. Parallel muss die Infrastruktur stärker an den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung orientiert werden – eine Herausforderung für alle Köwericher.

Diese wurde angenommen und hat 2017 zu konkreten Resultaten geführt. Im Rahmen der „Zukunftswerkstatt Köwerich“ erarbeiteten die Teilnehmer einen 112-seitigen Abschlussbericht. Ein Projekt genießt dabei besondere Beachtung: die Gestaltung des Mehrgenerationenparks St. Kunibert. Jung und Alt sollen an zentraler Stelle in Köwerich zusammenkommen. Durch Verlegung einer Straße wird neuer Raum geschaffen, der durch die Bebauung mit einem gläsernen Pavillon fortan einen optischen Akzent in der Außendarstellung des Orts setzen wird. Ein großzügiger Spielplatz mit Kletterturm und ein Vierjahreszeitengarten sorgen dafür, dass neben dem Zusammenkommen auch die Aspekte Spiel und Entspannung eine Rolle spielen. Ein solches Projekt macht auch Unterstützung erforderlich, die nicht ideell erbracht werden kann. Die Kassenlage ist gut, das Neubauprojekt am Ortsrand hat die Ansiedlung von Neubewohnern gefördert. „Im Wiesengrund“ heißt das Areal, das Raum für 20 Grundstücke bietet. Als Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung profitiert Köwerich außerdem von der Landesförderung Rheinland-Pfalz, die das Projekt Mehrgenerationenpark St. Kunibert mit einem Betrag von 100.000 Euro unterstützt. Insgesamt beläuft sich die Investition auf rund 280.000 Euro. Wie gut das Klima in Köwerich ist und wie motiviert alle Beteiligten zur Sache gehen, demonstriert die Bereitschaft der Beigeordneten und des Bürgermeisters, ihre Aufwandsentschädigungen zu spenden. Zudem gaben Theaterverein und Raiffeisenbank einen Betrag dazu. Auch am materiellen Einsatz mangelt es nicht in Köwerich.

Die Ortsgemeinde hat noch viel vor. Nach dem Prestigeprojekt Mehrgenerationenpark St. Kunibert soll das Moselvorland neugestaltet werden. Auch Hausbesitzer können sich direkt in die Stadtentwicklung einbringen: Im Rahmen des Förderprogramms Schwerpunktgemeinde stehen acht Jahre lang Gelder für die Renovierung erhaltungswürdiger Bausubstanz bereit. Das Winzerdorf Köwerich mit seinen zahlreichen Fassaden bietet dafür ideale Voraussetzungen. Auch die Erschließung von Baugrundstücken unmittelbar im Ortskern wurde in der Zukunftswerkstatt angesprochen. Eine praktische Maßnahme, die effizient einer drohenden Verödung entgegenwirken könnte. Vor allem dann, wenn sie zu einem Zuzug junger Familien führen sollte. Solche sind überhaupt gerne gesehen in Köwerich. Nicht zuletzt belebt die örtliche Kita den Winzerort und nimmt sogar Einfluss auf die Gestaltung: Im Rahmen der Zukunftswerkstatt Köwerich wurde mit den Kindern eine Ortsbegehung durchgeführt. Als Lieblingsplatz stellte sich rasch das Moselufer heraus, das „Strandbad Köwerich“. Was im Sprachgebrauch der Einheimischen längst Standard ist, zählt demnächst vielleicht auch zu den Attraktionen der kleinen Beethoven-Stadt an der Moselschleife.

Weitere Informationen: Internetauftritt der OG Köwerich


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 09/2018