Ortsgemeinde Schmißberg – ein Dorf erfindet sich neu


Zu verdanken ist das einer Dorfgemeinschaft, die sich aus Menschen zusammensetzt, die ihre Gemeinde nicht nur mögen, sondern lieben. Das Engagement der Menschen im Dorf, für ihr Dorf ist groß. Es gibt mehr als 50 ehrenamtliche Helfer, darunter Wirte, Putzfrauen, die Mitglieder der Dorfschmiede (ehemalige Kirmesgesellschaft) und Schmißbergs Rentner, die sich in der sogenannten Rentnerband zusammengetan haben und jeden Dienstag zu Arbeitseinsätzen in der Gemeinde aufbrechen.

Um zu verstehen was Schmißberg für seine Bürger so einzigartig macht, ist es wichtig die Dorfgeschichte zu kennen. Angefangen im Jahr 1969.

Die Gemeinde Schmißberg (Verbandsgemeinde Birkenfeld) wird im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden” auf Bundesebene mit Silber ausgezeichnet. Die Schmißberger standen auf der Bühne der großen Politik und schüttelten in Bonn dem damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann die Hand. Diesen Erfolg konnte die Gemeinde 1981 wiederholen. Erneut räumte Schmißberg Silber in dem Dorfverschönerungswettbewerb ab.

Waren es 1969 noch das neu erbaute Gemeindehaus und die moderne Kanalisation, die die Jury überzeugten, dürften es 1981 die zahlreichen Neubaugebiete gewesen sein, die bei der Jury punkteten.

Zwischen 1970 und 1987 wuchs die Gemeinde um rund 100 Einwohner auf insgesamt 230. In dieser Zeit wurden vier neue Straßen angelegt und zahlreiche Häuser gebaut. Schmißberg konnte auch von dem Standort der Bundeswehr in Birkenfeld profitieren. Die Heinrich-Hertz-Kaserne im Schönewald liegt nur etwa drei Kilometer entfernt. Ein Teil der Soldaten wohnte in Schmißberg.

Knapp 15 Jahre später, Anfang des neuen Jahrtausends, geriet die Schmißberger Dorfgemeinschaft in eine Krise. Auch weil im Jahr 2003 die Ambosskirmes zum letzten Mal gefeiert wurde. Die Gründe waren die gleichen wie auch in anderen Gemeinden: zu wenig Helfer, zu teuer. Dazu kamen die Probleme des demografischen Wandels. Der Altersdurchschnitt in Schmißberg stieg auf ein Rekordhoch. Die Zukunft in der einst so stolzen Hunsrückgemeinde war ungewiss. Das Dorf verfiel in ländliche Lethargie - es wurde ruhiger im einst zweitschönsten Dorf Deutschlands.

Es war die Zeit für Visionäre gekommen, und sie zeigten sich. Schmißberg war an einem Punkt angelangt, an dem genau das gemacht werden musste, von dem alle sagten, dass es verrückt sei. Und so beschloss der damalige Gemeinderat, die Ortsmitte neu zu gestalten und das ehemalige Schlachthaus in eine Dorfwirtschaft umzubauen.

Das ambitionierte Vorhaben stieß allerdings nicht überall im Dorf auf Gegenliebe. Die einen sahen darin einen notwendigen Beitrag zur Verschönerung, für die anderen war es Geldverschwendung. Doch genau diese Diskussion war notwendig, um Schmißberg aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Der Hartnäckigkeit des damaligen Gemeinderates, trotz aller Kritik an der Idee festzuhalten, ist es zu verdanken, dass in Schmißberg wieder mehr Leben einkehrte. Das Schlachthaus und die neue Dorfmitte wurden zum Sinnbild des Neuanfangs.

Die Umgestaltung des Dorfplatzes wurde mittels Fördermitteln und Spenden finanziert. Die Gemeinde musste am Ende nur einen kleinen Teil selbst dazu beisteuern. Das Schlachthaus bauten die Schmißberger mit eigener Kraft um. Insgesamt 3000 freiwillige Arbeitsstunden waren dazu notwendig. Vor knapp acht Jahren wurde das Projekt fertiggestellt.

Eine ganz besondere Kneipe

Die Kneipe in der Dorfmitte hat jeden Freitag und Samstag geöffnet. Sie ist jetzt ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. An manchen Wochenenden kann es da schon schwer werden, einen Platz an der Mehrgenerationentheke zu bekommen. Das Besondere: Einige der Gäste stehen in Schmißberg auch selbst hinter der Theke. Ehrenamtlich Wirte halten den Betrieb aufrecht, was nicht immer ganz einfach ist, denn Freitags sind dort regelmäßig mehr als 20 Gäste zu bewirten, quer durch alle Altersklassen, in einem Dorf, das heute in etwa 210 Einwohner hat.

Im Jahr 2015 beschloss der Gemeinderat eine erneute Teilnahme an dem Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft”. Die Entscheidung stellte sich als richtig heraus, wenn auch die Fußstapfen, in die das Schmißberg der Gegenwart trat, groß waren. Doch Kommission um Kommission zeigte sich begeistert von der Gemeinde. Wegen der Busanbindung, der Internetseite, der Ideen für den Naturschutz und der Tatsache, dass es in Schmißberg kein Haus gibt, das leer steht.

Diese Gründe führten letztendlich auch dazu, dass die Gemeinde Ende 2015 auf Landesebene des Wettbewerbs Silber gewann und in der Fruchthalle in Kaiserslautern ausgezeichnet wurde.

Aktuell steht Schmißberg wieder vor einem großen Schritt. Das lang geplante Naturprojekt “Im Land von Milan, Storch und Co.”, das zusammen mit zwei Nachbargemeinden derzeit geplant wird, bekam die Förderzusage der Leader-Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf. Bei dem Projekt handelt es sich um einen Naturerlebnispfad, mit Aussichtsplattformen und Ausstellungen über die heimische Vogelwelt. Das Projekt ist mit 126.000 Euro veranschlagt. Davon übernimmt nach derzeitigem Stand die Europäische Union 95.000 Euro.

Schmißberg ist in 2017 angekommen. Die Gemeinde hat einen eigenen Instagram-Account (pressestelleschmissberg) und ist bei Twitter (pressestelleschmissberg) und Facebook aktiv. Außerdem betreibt der Ort seinen eigenen Youtube-Kanal (Schmissberg TV) und hat eine eigene Internetseite (www.schmissberg.de). Hier wird regelmäßig über die Dorfentwicklung berichtet. Es gibt viel zu erzählen.

Seit 1978 hat sich viel getan. Eines ist jedoch gleich geblieben: Schmißberg liegt auch 2017 immer noch inmitten sanfter Berge und saftiger Wiesen.

Weitere Informationen: www.schmissberg.de


Beitrag aus Gemeinde und Stadt 02/2017