Die Ortsgemeinde selbst hat 2.800 Einwohner – inklusive der 150 Bewohner des 3 Kilometer entfernt liegenden Ortsteils Rodder, der im Zuge der Verwaltungsreform in den 1970er-Jahren angegliedert wurde.
Die Rodderer erfreuen sich eines hochmodernen Breitbandnetzes. Ihre Feste feiern sie in der Alten Schule, die von einem regen Bürgerverein bewirtschaftet wird. Dass die Niederzissener Bevölkerungszahl in den vergangenen Jahrzehnten permanent angewachsen ist, liegt sicherlich auch an der günstigen Lage der Gemeinde. Sie ist ein Verkehrsknotenpunkt für gleich mehrere Straßen, die sowohl Menschen aus den umliegenden Orten zum Einkaufen anlocken als auch den Einheimischen auf direkten Wegen die Fahrt in die benachbarten Kleinstädte ermöglichen. Aber auch seine Infrastruktur spricht für Niederzissen:
Zwei Lebensmitteldiscounter, einer davon mit Metzgerei und Bäckerei, sowie zwei weitere Metzgereien und eine Bäckerei versorgen die Bevölkerung mit den Grundnahrungsmitteln. Zudem gibt es noch einige, meist kleinere Fachgeschäfte.Zwei Allgemeinärzte, zwei Zahnärzte und zwei Apotheken decken den medizinischen Bereich ab. Der 6-Gruppen-Kindergarten ist mit rund 120 Kindern mittlerweile an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Nachholbedarf besteht zweifellos in der Gastronomie.
Industriegebiet an der Autobahn
Sehr gut ist die Beschäftigungslage, was die sehr niedrigen Arbeitslosenzahlen zeigen. Am Ortsrand liegt das eigene Gewerbegebiet Scheid, in dem 32 Firmen mit 460 Arbeitsplätzen ansässig sind. Vor rund 20 Jahren wurde zudem das Industriegebiet Brohltal-Ost an der A 61 ausgewiesen, an dem 14 der 17 Ortsgemeinden der VG Brohltal beteiligt sind. Niederzissen ist als Standortgemeinde allerdings der größte Anteilseigner. Hier sind rund 500 Personen in derzeit 22 Unternehmen tätig. Das Projekt floriert so gut, dass bereits zwei Erweiterungen notwendig waren. Mit dem Ankauf weiterer Flächen wurde aber bereits Vorsorge getroffen, sodass man für künftige Ansiedlungswünsche gewappnet ist.
Die direkte Folge der guten Beschäftigungssituation: Niederzissen ist schuldenfrei. In den vergangenen Jahren konnten die letzten Verbindlichkeiten abgebaut werden, obwohl die Gemeinde eine ganze Reihe von Großprojekten zu stemmen hatte. In erster Linie ist der Bau eines neuen Bauhofes zu nennen, der mit rund 750.000 Euro zu Buche schlug. Im Ortskern wurde der Marktplatz völlig neu gestaltet, direkt nebenan entstand ein Mehrgenerationenpark.
Zudem standen mehrere große Straßenbaumaßnahmen auf der Agenda – auch der endgültige Ausbau der Erschließungsstraßen eines neuen Baugebietes, wo 102 Bauparzellen ausgewiesen wurden. Da viele davon mittlerweile bebaut sind, ist weiterer Bedarf entstanden. Aus diesem Grunde sind zwei neue Baugebiete in Planung, die zusammen etwa 80 Plätze bringen werden. Sämtliche Grundstückskäufe sind bereits getätigt. Das alles hat die Gemeinde in den vergangenen zehn Jahren ohne jegliche Kreditaufnahme geschultert.Diese positive Entwicklung brachte Niederzissen im Jahre 2017 im landesweiten Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Kreisebene den Sieg in der Sonderklasse ein.
Verein kümmert sich um ehemalige Synagoge
Mit bemerkenswerten Aktionen hat sich der erst 2007 gegründete Kultur-und Heimatverein (KHV) hervorgetan. Von ihm ging die Initiative aus, die lange Zeit leer stehende und zuvor mehrere Jahrzehnte lang als Schmiede genutzte ehemalige Synagoge anzukaufen. 2009 fasste der Gemeinderat trotz teilweise heftiger Diskussionen in der Bevölkerung den Beschluss, das Gebäude zu erwerben.
Es entstand eine Erinnerungs-und Begegnungsstätte mit einem Museum über die Geschichte der jüdischen Bevölkerung. Vor den Bauarbeiten wurden auf dem Dachboden wertvolle Fundstücke gesichert, die heute teilweise im Museum ausgestellt sind. Das Synagogenprojekt hat der Gemeinde überregionale Aufmerksamkeit gebracht. Zur Eröffnungsfeier kamen sogar Besucher aus den USA – Nachfahren der einstigen jüdischen Bevölkerung von Niederzissen. Seither organisiert der KHV in der früheren Synagoge ein hochwertiges Kulturprogramm. Inzwischen zählen das Gebäude und sein Museum zu den Sehenswürdigkeiten der Gemeinde.
Dazu gehören auch die Pfarrkirche St. Germanus, deren ältester Gebäudeteil aus dem 12. Jahrhundert stammt, der von der Bevölkerung in eine Trasswand gegrabene Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg und der Judenfriedhof. Zudem hat der KHV im vergangenen Jahr in der Alten Schule auf dem Marktplatz ein Heimatmuseum eingerichtet.
Naturdenkmal Bausenberg
Aber Niederzissen hat auch ein Naturdenkmal zu bieten: Am Ortsrand liegt der 340 Meter hohe Bausenberg, der als besterhaltener Hufeisenkrater Deutschlands gilt. Gottlob wurde ein einst an mehreren Stellen begonnener Lavaabbau schnell gestoppt und der Vulkanberg unter Naturschutz gestellt. Wegen des hier herrschenden Mikroklimas ist der Niederzissener Hausberg zur Heimat von seltenen Kleintieren und Pflanzen geworden.
Weitere Informationen: www.niederzissen.de
Beitrag aus Gemeinde und Stadt 9/2019