Ortsgemeinde Hatzenport: Besinnung auf die natürlichen Grundlagen



Neben der Nutzung hervorragender landwirtschaftlicher Flächen auf der Maifeldhöhe prägten bis 1950 steile Weinbergslagen das Ortsbild der klar landwirtschaftlich strukturierten Gemeinde.

Zwischen der moselaufwärts gelegenen Burg Bischofstein, die einem Krefelder Gymnasium gehört und als Landschulheim dient, und der moselabwärts gelegenen Flussbiegung nach Löf wurden bis 1950 mehr als 60 ha Rebland in Steillagen in hervorragender Südwest- bis Südostexposition angebaut. Aufgrund der topographischen Lage weisen diese Rebflächen, einige Mulden ausnehmend, ausgezeichnete Expositionen aus, die von Südost (Burg Bischofstein) bis Südwest (Hatzenporter Stolzenberg) reichen.

Zur damaligen Zeit gehörte Hatzenport mit einer florierenden Gastronomie, großen Weinbau- und Weinhandelsbetrieben zu den Vorzeigeorten im alten Landkreis Mayen. Doch in den Jahren 1950 bis 1975 schlug der Strukturwandel unbarmherzig zu: Die alten Weinhandelsbetriebe, dem Kostendruck einfach nicht gewachsen und geändertem Verbraucherverhalten ausgesetzt, waren nicht mehr konkurrenzfähig. Während der Rest der Mosel in die Rationalisierung durch Umwandlung von flachen Talauewiesen in „Weinberge“ einstieg, war dies in den kleinen Weinbaubetrieben in Hatzenport mangels fehlender Flachlagen nicht möglich.

Problematische weinwirtschaftliche Fehlentwicklungen führten dazu, dass die Winzer ihre Flächen aufgaben und seitdem in die nahegelegenen Städte zur Arbeit pendelten. Der hierin begründete Rückgang der bestockten Rebflächen von rund 60 auf heute 13 ha ist eines der schlimmsten Beispiele der Degenerierung der alten Kulturlandschaft.

Hinzu kam für die kleine Gemeinde, dass der in allen Nachbardörfern einsetzende Bauboom in Neubaugebieten aufgrund der extrem schwierigen Topographie in Hatzenport nicht zum Zuge kam. Außerdem: Im Zuge der Verwaltungsreform in den 70er Jahren schloss sich die Gemeinde Hatzenport mit den Nachbargemeinden Löf und Kattenes zu einer Ortsgemeinde zusammen. Drei Orte unterschiedlichster Struktur, keine Möglichkeiten zusammenzuwachsen. Während man sich zu Beginn der Gemeindeehe noch über den neuen Gemeindenamen stritt, stellte sich in der später sachlich dominierten Arbeitsphase zu Beginn der 90er Jahre heraus, dass die Verselbständigung das Ziel sein müsse. Dieses wurde 1994 als Abschluss eines demokratischen Prozesses mit Bürgerbefragung, Beschlussfassung im Ortsgemeinderat Löf und Genehmigung im Ministerrat erreicht. Zum 12.6.1994 erreichte Hatzenport wieder seine Selbständigkeit.

Seit diesem Datum hat die Gemeinde einen klaren Kurs eingeschlagen. Nicht den Weg zur Wohngemeinde in der Nähe des Oberzentrums Koblenz, nicht den Weg zum autobahnnahen Gewerbestandort. Hatzenport hat in den vergangenen 13 Jahren seit 1994 in die Verbesserung der Fremdenverkehrsstrukturen investiert.

Im Rahmen der Weinbergsflurbereinigung konnten rund 15 ha Steillagenweinbau gesichert werden. Nachfolgend begann auch die systematische Entbuschung der wertvollsten dieser brachgefallenen Rebflächen, die nun dem Betrachter nicht mehr den Niederwald, sondern wieder die typische Terrassenlandschaft zeigen. Mittlerweile dürften neben den Weinbergen rund 10 ha ehemals verbuschter Weinberge in Hatzenport durch jährliche Pflege für die Erhaltung der alten Kulturlandschaft sorgen.

Mit einem dieser großen Terrassenareale beteiligt sich Hatzenport auch an der Aktion „Roter Weinbergspfirsich“. Ob der Anbau von diesen leckeren und noch selteneren Früchten ökonomisch in Steillagen machbar ist, kann sicherlich diskutiert werden. Ein solcher Pfirsichberg ist aber vor allem in den Märzwochen, der Pfirsichblüte, eine touristische Attraktion und verdient alleine deswegen schon Förderung.

In Zusammenarbeit mit dem Fichte-Gymnasium Krefeld wurden Terrassen im Bereich der Burg Bischofstein ebenfalls entbuscht und mit einem Kunstprojekt verknüpft.
Bei der Entbuschung von Rebflächen oberhalb der Rochuskirche wurden zwei alte Steinhäuschen wiederentdeckt und freigelegt. Sie sollen Ziel, Raststätte und Attraktion des Themenwanderweges „Wein-Wetter-Weg“ werden. Zwei Wetterstationen werden im Hatzenporter Kirchberg betrieben: neben der Kachelmann-Station hat Hatzenport auch eine Station des agrarmeteorologischen Messnetzes so ausgerüstet, dass in weiterer Forschung die Zusammenhänge zwischen Klimadaten, Bodenstruktur und Weingeschmack erforscht werden kann.

Ein wichtiger Grund, dass in diesem Umfange die Entbuschung von Weinbergsbrachen gelingen konnte, war die Neugründung der Ökostiftung Untermosel, die die Aktivitäten auch zu größeren Anteilen ausführt. Daneben wurde aber beizeiten mit geführten Wanderungen, speziellen Kulturveranstaltungen, der Teilnahme am „Geo“- Tag der Artenvielfalt, reichlich Innenwerbung für diesen ökologischen Aspekt betrieben.

Neben der Brachflächenpflege betreibt die Ortsgemeinde Hatzenport aber auch einen kleinen eigenen Weinbau. Einen Gemeindewein zu haben, ist natürlich auch Ansporn für viele Hatzenporter, sich für diese Sache zu engagieren.

Und: Ziel muss es sein, die Aufwärtsbewegung im Terrassenweinbau zu nutzen und die wichtigsten Flächen vielleicht doch wieder mit Rieslingreben zur rekultivieren.

Auf der anderen Moselseite bewirtschaftet die Ortsgemeinde in einem Forstbetrieb rund 260 ha Holzbodenfläche. Die Bemühungen zum Erhalt der Naturschönheiten müssen weitergehen: jüngstes Beispiel des Hatzenporter Engagements ist der Erhalt der Hatzenporter Laach. Eine der wenigen natürlichen Inseln der Mosel hat vor Hatzenport ein Stillgewässer ausgebildet, das zu versanden droht.

Die besondere Topographie prägt das kleine Hatzenport. Sie hat in früheren Jahren Wohlstand in Bürgerschaft und Betriebe gebracht. Die Rückbesinnung auf diese Werte und ihre Pflege werden für die weitere Fortentwicklung von Bedeutung sein.

Wichtigstes Bauprojekt der Ortsgemeinde war die Verlegung des Bahnhaltepunktes in die Ortsmitte: seit dieser Verlegung gibt es eine stärkere Nutzung der Bahn durch die Hatzenporter. Beliebt ist der Bahnhaltepunkt vor allem aber auch bei vielen (Rad-)Wanderern, die unmittelbar am neuen Bahnhaltepunkt ein üppiges Wander- und Radwanderwegenetz vorfinden.

Im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ erreichte Hatzenport im vergangenen Jahr den Landesentscheid. Über die Anerkennung mit dem Preis für besondere ökologische Leistungen durch die Umweltministerin darf sich Hatzenport daher zurecht freuen.

Albrecht Gietzen
Ortsbürgermeister

Weitere Informationen: www.hatzenport.de



Beitrag aus Gemeinde und Stadt 05/2007