Ortsgemeinde Wiersdorf: Alt und neu harmonieren vorbildlich


Bereits in römischer Zeit war die Gemarkung Standort einer ausgedehnten Villenanlage. Ab dem 1. Jahrhundert bis zum 6. Jahrhundert sind sechs Bauphasen nachgewiesen. Aus der anschließenden Frankenzeit finden sich auf der Gemarkung Reihengräber. 1222 wird der Ort im Kommentar zum Prümer Urbar als „Veresdorph" erstmals genannt. Wiersdorf gehörte bis zur französischen Zeit zusammen mit der Nachbargemeinde Biersdorf am See zur Herrschaft Hamm.

Der Ort hat heute 224 Einwohner und hat sich seine charakteristische landwirtschaftliche Struktur erhalten. Alte und neue Bausubstanz harmonieren in vorbildlicher Weise im Ort. Die Grenzen zwischen liebevoll restaurierten Bauernhäusern und regionaltypischen Neubauten sind fließend. Dies wird auch in besonderer Weise bei dem derzeit in Aufstellung befindlichen Bebauungsplan zur Ausweisung eines neuen Wohnbaugebietes berücksichtigt.

Durch die Festsetzungen des Bebauungsplanes wird sichergestellt, dass durch die Gestaltung der baulichen Anlagen, aber auch durch die Anordnung der Gebäude insgesamt und nicht zuletzt durch die bedachte Grüneinbindung, die dörfliche Struktur sich auch hier fortsetzt und das Neubaugebiet sich mit modernen Elementen in den Gesamtort integriert.

Ein besonderes Augenmerk wird auch hier auf die ökologisch verträgliche Ver- und Entsorgung sowie Nutzung erneuerbarer Rohstoffe gelegt. Mehrere Wiersdorfer nutzen bereits mittels Sonde und Wärmeaustauscher die vorhandene Erdwärme. Der Bau einer Biogasanlage - im Verbund mit mehreren Ortsgemeinden - wird in den kommenden Monaten konkrete Züge annehmen.

Leitbild der Gemeinde

Die beschriebene Wohnkultur ist Ausfluss des Leitbildes der Ortsgemeinde: starke Landwirtschaft, florierender Tourismus, die „zarte Blüte" Gewerbe, im Einklang mit attraktivem Wohnen. Landwirtschaft und Tourismus sind dabei kein Widerspruch, sondern harmonisieren miteinander und im Einklang mit der Natur. Hierfür steht z. B. das Angebot „Eifel zu Pferd", aber auch die Möglichkeit der Mithilfe bei der Heuernte oder das Feiern in urgemütlicher Atmosphäre einer ehemaligen Scheune.

Der angrenzende Stausee Bitburg und der nahegelegene Golfplatz der Gemeinde Wißmannsdorf (2 km), eine herrliche 18-Loch-Golf-Anlage, eingebettet in der typischen Landschaft der Eifel, stellen eine solide Basis für die touristische Entwicklung des Ortes dar. Im Ort eine Ranch für Reiterferien mit 50 Betten, 4 Ferienwohnungen und etwa 20 Pensionsbetten bietet dem Gast einen erholsamen Urlaub mit allen Möglichkeiten, die Attraktionen im nahen und weiteren Umfeld zu erkunden. Hotels und Ferien-Bungalows im Nachbarort Biersdorf am See ergänzen dieses Angebot.

Streuobstwiesen in und um Wiersdorf liefern nicht nur ein harmonisches Landschaftsbild, sondern bieten den heimischen Landwirten ein zusätzliches Standbein für die Herstellung der weithin bekannten Eifeler Obstbrände. Immerhin knapp 30 Arbeitsplätze kann Wiersdorf der Bevölkerung bieten. Im Übrigen pendeln die Arbeitnehmer vorwiegend in die 8 km entfernte Kreisstadt Bitburg, nach Trier oder nach Luxemburg.

Bundessieger im Dorfwettbewerb

Der Gemeinschaftsgeist im Ort, das intakte Dorfleben waren neben der Baukultur mit ausschlaggebend für die Goldmedaille des Jahres 2001 (nach Silber im Jahre 1998) im Bundesentscheid „Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft". Auch wurden gleich mehrere Wiersdorfer Häuser auf Gebietsebene mit dem Hauptpreis für „neues regionaltypisches Bauen" bzw. „besondere denkmapflegerische Leistungen" ausgezeichnet. Seit 1986 hat die Ortsgemeinde kontinuierlich an diesem Wettbewerb teilgenommen und dabei viele Anregungen der Kommissionen aufgenommen und umgesetzt. So wurde z.B. in Eigeninitative das Gemeindehaus im öffentlichen Bereich erweitert und saniert, eine neue Buswartehalle errichtet und zur nachhaltigen Durchgrünung des Ortes und zur Verkehrsberuhigung Pflanzinseln und ein Verkehrskreisel (der erste in der VG Bitburg-Land) angelegt.

Wiersdorf hat aber auch ein ganz besonderes Kleinod zu bieten: die „Einsiedelei", eine schlichte rechtecktige Kapelle, erbaut 1923 von einem Einsiedler, der lange Jahre in den Wäldern bei Wiersdorf lebte. Zahlreiche Prozessionen aus den umliegenden Pfarrgemeinden führen zu der Kapelle mit ihrer Lourdes-Grotte, der Mariensäule und den Kreuzwegstationen. Der neu gegründete Verein „Die Einsiedler" widmet sich mit viel Engagement der Pflege und dem Erhalt dieser Besinnungsstätte.

Wappen der Ortsgemeinde Wiersdorf

Wiersdorf vertritt Rheinland-Pfalz im diesjährigen „Europäischen Dorferneuerungspreis", der alle zwei Jahre von der Europäischen Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung in Wien ausgelobt wird.

Weitere Informationen: www.bitburg-land.de



Beitrag aus Gemeinde und Stadt 03/2002