Interview "Bei Digitalisierung egoistisch sein"

Spiegler betont, dass Deutschland in vielen Bereichen weiter sein müsste und nennt konkrete Beispiele für die mangelnde Effizienz in der öffentlichen Verwaltung. So gebe es immer noch Probleme bei einfachen Prozessen wie der Kfz-Anmeldung oder dem Führerscheinumtausch, die nicht zentralisiert und standardisiert ablaufen. In Deutschland existieren mehr als 700 Kfz-Zulassungsstellen, die jeweils mit eigenem IT-Personal ausgestattet sind. Dies führt laut Spiegler zu unnötigem Aufwand, da es sich um standardisierte Verfahren handle, die zentral und effizienter durchgeführt werden könnten. Als Vorbild verweist er auf andere Länder, in denen solche Aufgaben bereits erfolgreich zentralisiert wurden.

Spiegler unterstreicht, dass es sich bei den vorgeschlagenen Maßnahmen um einfache, standardisierte Prozesse handle, die nicht zu den Kernaufgaben der Kommunen gehörten. Hier gebe es die Bereitschaft, Kompetenzen abzugeben. Die Städte und Gemeinden halten natürlich dort an ihren Kompetenzen fest, wo es Entscheidungen zu treffen gibt. Eine Zentralisierung standadisierter Prozesse würde den Kommunen aber genau mehr Raum für wichtige Entscheidungen lassen.

Ein zentrales Thema, das Spiegler im Interview adressiert, ist der Personalmangel im öffentlichen Dienst, insbesondere bei IT-Fachkräfte. Die aktuellen Tarifstrukturen seien nicht attraktiv genug, um hochqualifizierte Fachkräfte anzulocken. Wichtig sei, dass es hier zu einer Entlastung komme. Eine solche sieht Spiegler auch im Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Verwaltung. KI könne vor allem bei der Vorbereitung von Entscheidungen unterstützen – die endgültigen Entscheidungen müssten aber weiterhin vom Menschen getroffen werden, dies unterstreicht Spiegler ausdrücklich. 

Ein weiteres Hinderniss sieht Spiegler beim Thema Daten. Oft wisse man nicht, welche Datenmengen zur Verfügung stünden und wie diese sinnvoll genutzt werden könnten. Er plädiert dafür, zunächst mit einfachen Verfahren zu beginnen, um erste Erfolge zu erzielen und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Digitalisierung zu stärken. Lange Wartezeiten, wie beispielsweise bei Führerscheinterminen, seien für ein Industrieland wie Deutschland nicht hinnehmbar. Durch eine effizientere Digitalisierung könnten nicht nur Prozesse beschleunigt, sondern auch erhebliche Kosten eingespart werden.