Die Nahwärme im Visier – Schwerpunkt der Klimaschutzmaßnahmen im Landkreis Cochem-Zell


Und das Bundesumweltministerium zeichnete Cochem-Zell im Rahmen des Förderprogramms „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ für sein herausragendes Engagement aus. Schon 2008 hatte der Kreistag beschlossen, „Null-Emissions-Landkreis“ zu werden. Bis 2020 solle sich der CO2-Ausstoß um die Hälfte verringern. Wie sieht die aktuelle Bilanz aus und welche Faktoren spiel(t)en eine entscheidende Rolle?

Soviel vorab: Der aktuelle Energiespiegel kann sich sehen lassen. Der Stromverbrauch im Landkreis Cochem-Zell wird schon zu 190 Prozent durch Ökostrom gedeckt (Stand 2019). Er stammt zu jeweils 40 Prozent aus Wind- und Wasserkraft. Den Rest steuern Photovoltaik-Anlagen (zwölf Prozent) und Biomasse bei (acht Prozent). Inzwischen sind immerhin schon mehr als 500 Elektroautos und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge kreisweit im Einsatz.

Potenzial von bis zu 500 Gebäuden

Besondere Aufmerksamkeit erzeugt der Landkreis Cochem-Zell mit seinen Anstrengungen, Nahwärmeverbünde in Dörfern mit gemeinschaftlichem, dorfübergreifendem  Quartiersmanagement (Ermittlung Gebäudebestand mit Einsparpotenzial) zu koppeln. Nicht ohne Grund: Im Wärmesektor werden zirka 60 Prozent der Endenergie verbraucht, und hier entstehen etwa über 50 Prozent der Treibhausgase. Auch wenn gegenwärtig erst in drei Kommunen Dorfwärmenetze Realität werden, gilt ein Anschluss von bis zu 500 privaten, gewerblichen und kommunalen Gebäuden als realistisch. Je nach Größe der Kommune, sind CO2-Einsparungen in der Größenordnung von jährlich 750 bis 1.400 Tonnen wahrscheinlich.

Neben diesen Dorfwärme-Netzen entstanden in den letzten Jahren auch mehrere kleinere Nahwärmeverbünde. Beispielhaft dafür stehen die Grünschnitt-Heizungsanlagen in den Schulzentren Zell und Kaisersesch. Hier wird der regional anfallende Grünschnitt energetisch in einem Stromkreislauf und in Verbindung mit Solarthermie-Anlagen genutzt.

Rund 20 Mio. Euro Investitionsvolumen

Vor dem Hintergrund des neuen Landesförderungsprogrammes „ZEIS“ (mit einer höheren Förderquote) sollen fünf weitere Kommunen Interesse an einem Dorfwärmeprodukt angemeldet haben. Damit wäre ein Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro verbunden. Jeder Teilnehmer erhält übrigens einen Highspeed-Glasfaseranschluss dazu.

Als Treiber der Nahwärmeprojekte gelten die Energieagentur „unser-klima-cochem-zell e.V.“ (mit dem Projekt „Cochem-Zeller-Energiedorf“) und die Kreiswerke Cochem-Zell (mit eigenem Betriebszweig Nahwärme). Dirk Barbye bilanziert: „Im Ergebnis können wir den Bürgerinnen und Bürgern eine günstige, klimafreundliche Wärmeversorgung anbieten!“ Als Leiter des Fachbereiches Kreis-Entwicklung und Klimaschutz bei der Kreisverwaltung Cochem-Zell weiß Barbye natürlich, dass es stets projektbezogene Verbesserungspotenziale gibt. „Aber dies ist auch immer der bestehenden Förderkulisse geschuldet. Heute gibt es passgenauere Förderprogramme.“

Bild: Kreisverwaltung Cochem-Zell

Pandemie kontra Masterplan?

Barbye hofft, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie das Umsetzen der Energieziele im Landkreis nicht bremsen. Dann blieben die Zielvorgaben im aktuellen „Masterplan 100 % Klimaschutz für Cochem-Zell“ bestehen: Halbierung des Endenergiebedarfs bis 2050 und Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen bis zu diesem Zeitpunkt um 95 Prozent gegenüber 1990. Bereits zwischen 1990 und 2014 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) konnte der CO2-Ausstoß von annähernd 890.000 Tonnen um 32 Prozent auf rund 600.000 Tonnen jährlich gesenkt werden.

Ein Schlüsselfaktor zur Erreichen der Klimaziele ist Dirk Barbye zufolge das konsequente Einbinden der Bevölkerung, nicht zuletzt der politisch motivierten Jugend (wie die „Fridays for trees“-Bewegung im Landkreis Cochem-Zell).

Weitere Informationen: Kreisverwaltung Cochem-Zell, Dirk Barbye, Leiter des Fachbereiches Kreis-Entwicklung und Klimaschutz, Telefon 02671-61 680, Mail: dirk.barbye@cochem-zell.de